Finanzielle Unterstützung nötig
Wichtiger Ort der politischen Bildung
Die Gedenkstätte Hohenschönhausen an der Genslerstraße 66 wird von rund 470 000 Menschen im Jahr besucht. Sie lassen sich von Zeitzeugen durch das einstige Stasi-Gefängnis führen oder nehmen an Seminaren in der Gedenkstätte teil.
Um mehr über die aktuelle Situation und die politische Bildungsarbeit zu erfahren, besuchte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gemeinsam mit Kultursenator Joe Chialo (CDU) die Gedenkstätte. Auf dem von dicken Mauern umgebenen Areal war, wie fast jeden Tag, wieder viel Betrieb. Zahlreiche Schulklassen, aber auch Seniorengruppen ließen sich von Zeitzeugen durch die Gebäude mit Gefängniszellen und Verhörräumen führen. Sie erfuhren, dass diese Haftanstalt im Sommer 1945 zunächst vom KGB mit 80 unterirdisch gelegenen Zellen eingerichtet wurde. Später übernahm die Staatssicherheit das Gefängnis und erweiterte es nach und nach um neue Gebäude.
Etwa 17 000 Führungen übernehmen Zeitzeugen in jedem Jahr in der Gedenkstätte, berichtet der Direktor Helge Heidemeyer. Etwa 60 Prozent der Besucher sind Schüler. „Viele Jugendliche lernen bei einer Führung und im Gespräch mit Zeitzeugen den Wert unserer Demokratie besser zu schätzen“, sagt Kultursenator Joe Chialo. Diese Bildungsarbeit sei in heutiger Zeit wichtiger denn je.
Wie Schüler solch eine Führung durch das ehemalige Stasi-Gefängnis erleben, zeigten die Zeitzeugen Mario Röllig und Holger Klug den Politikern bei einem Gang durch die Keller, Zellentrakte, langen Flure und den Bereich mit den Verhörräumen. Die beiden Zeitzeugen, die bei Fluchtversuchen unabhängig voneinander in Bulgarien festgenommen und mehrere Monate in Stasigefängnissen in der DDR verbrachten, schilderten eindringlich ihre Erlebnisse. Mario Röllig kommt dabei zu dem Fazit, dass die Bildungsarbeit, die er hier mache, mit Blick auf das Ergebnis der jüngsten Europawahl "ziemlich nötig" ist.
Kai Wegner zeigte sich nach der Führung durch die erhaltenen und originalgetreu restaurierten Räumlichkeiten beeindruckt, auch wenn er bereits schon an diesem Ort zu Besuch war. Er regt an, das alles so lange wie möglich originalgetreu und ohne Umbauten zu erhalten. Denn hier werde spürbar, was eine Diktatur sei.
Helge Heidemeyer appelliert in diesem Zusammenhang, dass Land und Bund die Gedenkstätte ausreichend finanzieren müssten. Aufgrund gestiegener Kosten in den Bereichen Energie, Personal und Dienstleistungen ist die finanzielle Lage der Gedenkstätte angespannt, so Heidemeyer. So mussten bereits die politischen Seminare, von denen es in den Jahren zuvor etwa 600 gab, aus Kostengründen halbiert werden.
Näheres zur Gedenkstätte Hohenschönhausen, zu Öffnungszeiten, Führungen und Veranstaltungen ist auf www.stiftung-hsh.de zu erfahren.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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