Hans Komorowski bringt Abwechslung in das Leben von Flüchtlingen

Hans Komorowski gibt den Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft in der Konrad-Wolf-Straße Deutschunterricht und veranstaltet Ausflüge. | Foto: Wrobel
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Alt-Hohenschönhausen. Den Fußball fest im Griff schreitet ein kleiner Junge auf den Parkplatz. Ihm folgt schweigend eine Gruppe von Kindern. Sie wollen Fußball spielen. Der Junge bleibt stehen und fängt an, lautstark die Spieler aufzustellen. "Du – hier!", sagt er und zeigt seinem Mitspieler, wo er stehen soll.

"Und du – da!", sagt er zu dem Mädchen, das ebenfalls nach einem Platz zum Mitspielen sucht. Auf dem Parkplatz der Gemeinschaftsunterkunft in der Konrad-Wolf-Straße machen es die Kinder jedem Besucher vor: Wo Gemeinschaft entstehen soll, da muss man aufeinander zugehen können.

"Die Kinder lernen die deutsche Sprache so nebenbei", sagt Hans Komorowski. Er muss es wissen, denn den 41-Jährigen kennt fast jedes Kind der Gemeinschaftsunterkunft in der Konrad-Wolf-Straße. "Es ist mein erstes ehrenamtliches Engagement. Wie auch für viele meiner Freunde. Sie haben mich da mitgezogen", sagt der gebürtige Lichtenberger und Mitarbeiter einer Stiftung. "Ich bringe Abwechslung in das Leben der Flüchtlinge." Das macht Hans Komorowski nicht nur, indem er Deutsch-Kurse gibt.

Er nimmt die Bewohner auch auf Ausflüge durch den Kiez mit. Dann geht es in die nahe Bibliothek am Anton-Saefkow-Platz, wo es neben Büchern auch Computer, einen Drucker und Zugang zum Internet gibt. Oder er besucht mit den Flüchtlingen Ausstellungen oder fährt mit ihnen in die City – auf Erkundungstour.

So manches Mal schon haben ihn die Teilnehmer seiner Ausflüge schon in Staunen versetzt. Noch gut erinnert er sich an die Situation, als er mit Kindern eine Ausstellung für zeitgenössische Kunst in der Galerie im Ratskeller im Rathaus Lichtenberg besucht hatte. "Das war auch noch abstrakte Kunst und hätte völlig schief gehen können", sagt Hans Komorowski.

"Ich war völlig erstaunt, wie die Kinder über die Bilder sprachen. Denn sie hatten eine völlig andere Perspektive darauf, als ich es von deutschen Kindern gewohnt bin", erinnert er sich. Den Flüchtlingen zur Seite zu stehen, das habe mittlerweile auch seine Sicht auf die Welt verändert, sagt Komorowski. "Meine schönste Erkenntnis war, dass die Menschen eine geistige Anregung und Inspiration brauchen. Besonders die Kinder." Dabei hatte auch Komorowski zunächst Berührungsängste. Doch dann erwiesen sich die kulturellen Unterschiede nicht nur kleiner, als gedacht. Größeren Raum nahmen plötzlich die vielen Gemeinsamkeiten ein.

"Die Bewohner haben früher ja auch ein ganz anderes Leben geführt, mit Beruf und mit Familie", weiß Komorowski. Heute müssen die sie ungewohnte Situationen bewältigen. Das sind vor allem Behördengänge, zudem in einer fremden Stadt. Das bedeutet viel Unsicherheit. "Diese Menschen haben deshalb eine Sehnsucht nach einem gewöhnlichen Alltag. Sie wollen ihr Umfeld kennen. Ich gebe hier Hilfe zur Selbsthilfe."

Diese Hilfe leisten neben Hans Komorowski in der Gemeinschaftsunterkunft fast 50 freiwillige Helfer. "Unsere Unterkunft bewohnen 455 Menschen, viele davon sind Familien mit Kindern", sagt Sonja Ruppert. Sie koordiniert als Mitarbeiterin des Unionhilfswerks Berlin die Arbeit der Freiwilligen. "Wir brauchen gerade bei der Kinderbetreuung noch Unterstützung durch Ehrenamtliche", sagt sie. Doch auch beim Begleitservice zu Behörden oder für Kieztouren werden noch Freiwillige gesucht.

Für Interessenten an der freiwilligen Flüchtlingsarbeit besteht die Möglichkeit, sich am 28. April zu informieren. Der Infoabend findet von 18 bis 20 Uhr in der Gemeinschaftsunterkunft in der Konrad-Wolf-Straße 46 statt. Mehr Informationen gibt es auf www.unionhilfswerk.de.

Sie wollen weitere Geschichten aus der Serie rund um die Konrad-Wolf-Straße lesen? Dann klicken Sie auf Unser Kiez - Rund um die Konrad-Wolf-Straße. Persönliche Kiezgeschichten aus der ganzen Hauptstadt gibt es wiederum auf Unser Kiez - Berlin.
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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