Kiez in der Hosentasche: Wie die Jüngsten ihr Umfeld wahrnehmen, zeigen die Kinder-Karten
Alt-Hohenschönhausen. Jedes Kind sollte sie in der Hosentasche haben: die Kinder-Kiez-Karten. In diesen Karten finden Kinder die schönsten Spielplätze und auch Orte, die sie meiden sollten.
"Kinder sehen die Welt mit anderen Augen", sagt Manuela Elsäßer. Die Welt, die steht vielen Jungen und Mädchen schon offen, wenn sie aus der Tür gehen. So wie in Alt-Hohenschönhausen. Als hier die Jungen und Mädchen aus der Obersee-Grundschule vor einigen Jahren durch den Kiez zogen, zeigten sie eine abenteuerlich-verwunschene Welt, die so nur von Kindern erdacht werden kann. Der Friedhof und die Fritz-Lesch-Straße werden schon mal zur "Schlucht der 2000 Gräber" oder zum "Geheimweg nach Weissensee". In Neu-Hohenschönhausen kennen Kinder oft jede Wippe und jedes Klettergerüst an jedem Spielplatz – vom Tischtennisplatz in der Straße Am breiten Luch bis zum "Schlachtfeld", einem Spielplatz zwischen Zingster Straße und Reriker Straße.
Warum manche Spielplätze bei den Jungen und Mädchen beliebt sind und manche nicht, verraten schon die Namen, welche die Kinder den Plätzen geben. Im Norden von Friedrichsfelde gibt es einen Spielplatz, der bei Kindern unter dem Titel "Nichts" bekannt ist. Nicht weit entfernt liegt ein "Stinke-Spielplatz". "Kinder wissen ganz genau, ob ihnen ein Spielplatz gefällt oder nicht", sagt Manuela Elsäßer.
Vor sieben Jahren schob die Koordinatorin für Kinder- und Jugendbeteiligung das Projekt "Kinder-Kiez-Karte" an. Die Idee beruhte auf einem simplen Prinzip: "Jedes Kind bewegt sich anders durch den Kiez. Die Karten sollten von Kindern für Kinder sein und zeigen, welche Orte es im näheren Umfeld zu entdecken gibt." Das sind nicht immer Spielplätze. Brachen oder leerstehende Häuser ziehen Kinder besonders an, dienen als Treffpunkt oder als Spielgrund zum Verstecken. "Durch das Feedback der Kinder wissen wir auch besser, welche Orte wir sicherer machen müssen. Das Projekt fördert Prävention", sagt Manuela Elsäßer. Sie besitzt den direkten Draht zur Bezirksverwaltung und ist bestens mit den Kinder- und Jugendeinrichtungen vernetzt.
Seit 2010 gibt es das Projekt der Kiez-Karten für Kinder. Mittlerweile arbeiten zudem Schüler mit Behinderungen mit. Ihre Beeinträchtigungen lassen sie den Kiez noch mal anders erleben – und sensibilisieren andere Kinder für die Probleme Behinderter. Zuletzt ließen Schüler aus der Carl-von-Linné-Schule für Körperbehinderte ihre Erfahrungen in die Karte von Fennpfuhl einfließen.
Einen Überblick zu den im Bezirk entstandenen Karten gibt aktuell eine kleine Ausstellung. Sie ist im achten Stockwerk des Bezirksgebäudes in der Großen-Leege-Straße 103 zu sehen. Wer so eine Karte ergattern will: noch sind alle Karten verfügbar, sie passen gefaltet in die Kinderhosentasche. Die liebevolle Gestaltung übernahm Mario Lange: Die Karte ähnelt einer Kinderzeichnung, die von den Kleinen genutzten Begriffe und Namen für Orte und Plätze sind dort in einer Legende ablesbar, ebenso die Bewertungen der Spielplätze.
Im Internet sind die Karten abrufbar unter www.kjb-lichtenberg.de. Sie können auch bei Manuela Elsäßer im Raum 203a im Rathaus Lichtenberg in der Möllendorffstraße 6 abgeholt werden. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.