Mit der Berliner Woche in den Interkulturellen Garten
Alt-Hohenschönhausen. Selbst kühles und nasses Wetter schrecken die Gärtner aus der Liebenwalder Straße nicht ab: Beim Frühjahrsputz greifen sie zu Schere, Harke und Schubkarren. Im Rahmen der Serie der Berliner Woche "Unser Kiez - Rund um die Konrad-Wolf-Straße" schauen wir den Gärtnern beim "ackern" über die Schultern.
"Rings um die Beete Ordnung zu schaffen, das gehört dazu", sagt Renate Felkel und hält einen Fächerbesen fest in der Hand. Die 72-Jährige harkt mit forschen Bewegungen das alte Laub und Geäst unter den schwer zugänglichen Büschen hervor. Sie ist eine von Dutzend Gärtnern, die Mitte April bei einem Frühjahrsputz im Interkulturellen Garten 12-18 den Winter auskehrten. Der Garten ist nämlich nicht nur ein beliebter Treffpunkt für insgesamt drei Dutzend Hobby-Gärtner, sondern steht der gesamten Nachbarschaft offen.
Ab dem 28. April startet im Garten das beliebte internationale Gartencafé wieder in die Saison, das zum zwanglosen Miteinander einlädt. Von 15 bis 18 Uhr gibt es im Café nicht nur leckeren Kuchen und Kaffee, sondern auch die im Frühling knospende Natur zu genießen. Doch zuerst musste zuvor aufgeräumt werden. Und der Frühjahrsputz rund um den 16. April gehörte ohnehin traditionell in Lichtenberg dazu: Vereine, Träger, Schulen und Kitas riefen zum Mitmachen ein, um Grün- und Parkanlagen fit für den Frühling zu machen. Da verwundert es nicht, wenn auch in der Brodowin-Grundschule die Eltern an diesem Tag die Spielflächen fegen. Unterstützt von der Berliner Stadtreinigung und dem Bezirksamt Lichtenberg sorgten so die Helfer allerortens für Sauberkeit. Eben auch im Interkulturellen Garten.
Der hat sich nach über zehn Jahren zu einer festen Institution entwickelt. Es ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. Wer hier ein Beet ergattern will, muss einen Sinn für die Gemeinschaft haben. So wie Renate Felkel, die erst seit einem Jahr hier auf einem Beet Gemüse zieht. "Auch ich stand zunächst auf der Warteliste und habe mich erstmal mit einem Blumenbeet begnügt", sagt sie. Auf den rund 40 Quadratmeter großen Beeten, die in einzelne Parzellen geteilt sind, können die Hobby-Gärtner Mohrrüben, Bärlauch oder Bohnenkraut ziehen – so wie Renate Felkel. Oder gleich fünf seltene Sorten von Kartoffeln, wie es etwa Daniel Rudoplh und Tobias Schiedeck ein paar Meter weiter tun. "Wir pflanzen hier ein Gemeinschaftsbeet", sagt der 42-jährige Rudolph, während er die Setzkartoffeln in die Erde legt. Der Ertrag dieses Beets steht allen Gärtnern im Interkulturellen Garten zu: "Wir bereiten diese Kartoffeln nach der Ernte für eine gemeinsames Essen zu. So kommen alle in diesen Genuss", erklärt er. Sein eigenes gärtnerisches Interesse entfachte, als er Vater wurde. "Für mich ist diese Gartenarbeit ein echter Ausgleich zu meiner beruflichen Tätigkeit als IT-Techniker. Sonst beschäftige ich mich ja eher mit abstrakten Dingen. Hier sehe ich, wie etwas entsteht. Und mein Sohn kann auch noch mitten im Grünen spielen, während ich im Garten arbeite."
"Es ist eben auch die Idee der Gemeinschaft, die diesen Garten so besonders macht", sagt wiederum Sylvia Schmidt. Auch die 48-Jährige packt an diesem regnerischen Apriltag für die Gemeinschaft mit an. "Wir feiern hier Sommerfeste, organisieren Radtouren – und machen auch den Frühjahrsputz. Es macht Arbeit, aber es macht auch viel Spaß." Früher, so erzählt sie, radelte sie aus Friedrichshain hierher. "Heute wohne ich zwar in Bohnsdorf und habe es damit viel weiter, doch aufgeben will ich die Gemeinschaft und den Garten trotzdem nicht", sagt sie, und lächelt. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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