Am Orankesee hat ein Restaurant eröffnet – mit ganzjähriger Gastronomie
Alt-Hohenschönhausen. Wer einen Biergarten im Grünen am Wasser sucht, käme wohl nicht sofort auf die Idee, nach Hohenschönhausen zu fahren. Doch genau dort gibt es jetzt ein idyllisch gelegenes Parklokal mit Seeblick – die Orankesee-Terrassen.
Der Traumtermin zum Auftakt der Internationalen Gartenausstellung Anfang April war zwar nicht zu schaffen – nach 20 Jahren des Wartens spielten die paar Wochen aber auch keine Rolle mehr. Am 5. Juli eröffneten am gleichnamigen Gewässer die Orankesee-Terrassen. Damit ging ein Herzenswunsch etlicher Kiezbewohner in Erfüllung, unter ihnen die Mitglieder des Fördervereins Obersee & Orankesee. Seit Jahren hatte sich die Interessengemeinschaft für eine ganzjährige Gastronomie am See eingesetzt. Ein Engagement, das große Beharrlichkeit erforderte, wie Andreas Geisel (SPD) beim Eröffnungsfest betonte. Der Innensenator hatte das Restaurant-Projekt als Lichtenberger Bürgermeister befürwortet und vorangetrieben. „Manche Dinge brauchen Zeit“, sagte er nun. „Doch die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt. Hier ist ein schönes Restaurant entstanden und der Orankesee hat das verdient.“
Das Grundstück an der Orankestraße 41 hat eine wechselvolle Geschichte. 1892 eröffnete dort das Wirtshaus am Orankesee, das 1918 abbrannte, danach wieder aufgebaut und bis Ende des Zweiten Weltkriegs betrieben wurde. Zu DDR-Zeiten galt die HO-Gaststätt“ als beliebtes Ausflugsziel. Nach der Wende versuchten sich diverse Pächter – mit wenig Erfolg. 1993 schloss das Haus. Ein zweites Feuer im Jahr 1997 hinterließ nur traurige Überreste, die später abgerissen wurden. Auf dem Gelände entstand ein Saison-Biergarten. Ein gastronomisches Angebot gab es bloß im Sommer.
Der Förderverein Obersee & Orankesee, gegründet 2005, hatte vor gut zehn Jahren begonnen, die Leute im Kiez nach ihren Wünschen zu befragen. Der Ruf nach einem Lokal mit Ganzjahresbetrieb an der Stelle des abgebrannten Wirtshauses wurde immer lauter. Es folgten langwierige Verhandlungen. Unter anderem galt es, die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau zum Verkauf des Grundstücks zu bewegen. Mit dem Investorenpaar Katharina und Nikolaos Kitsos fanden Bezirksamt und Förderverein schließlich ernsthafte Interessenten, mit Ludger Weidemüller einen erfahrenen Architekten. Baustart war Mitte 2016, das Richtfest folgte im Oktober. 2,2 Millionen Euro hat das Unternehmerpaar nach eigenen Angaben in das Lokal mit Biergarten investiert und sorgt nun je nach Saison für 20 bis 30 Arbeitsplätze in Alt-Hohenschönhausen.
„Für uns geht heute ein Traum in Erfüllung“, sagte am Tag der Eröffnung der Vorsitzende des Fördervereins, Jörg Ritter. „Ich bin ganz sicher, dass wir hier bald das Flair des alten Wirtshauses zurückbekommen.“ Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) lobte das Engagement des Vereins. „Ich weiß, dass es ein langer Weg war. Hier waren Unternehmer sehr fordernd und dadurch erfolgreich. Das Beispiel sollte Schule machen.“
Das Investorenpaar wollte nicht ans Mikrofon treten, sondern lieber das kulinarische Angebot für sich sprechen lassen. Senator und Bürgermeister schlossen häufige Wiederholungsbesuche nicht aus. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.