„Ich bin aus Wut Lehrer geworden“: Tilo Rosenkranz beschreibt sein Leben im Bildungswesen
Baumschulenweg. Seit drei Jahren genießt der frühere Schulleiter Tilo Rosenkranz (67) in seinem Häuschen in Späthsfelde den Ruhestand. Nun hat der Pädagoge sein Leben in einem sehr persönlichen Buch verarbeitet.
In der Sächsischen Schweiz geboren, kam er als Kind mit den Eltern 1954 nach Königs Wusterhausen, ging auch dort bis zum Abitur zur Schule. Es folgten ein Lehrerstudium in Rostock, dann mehrere Jahre als Lehrer an der 25. Oberschule in Adlershof. Dann die Aspirantur an der Humboldt-Universität und acht Jahre am Institut für Lehrerbildung bei der Ausbildung von Kollegen. „In der Wendezeit wurde ich zur Pädagogischen Hochschule nach Dresden delegiert. Die Ausbildung habe ich dann selbst abgebrochen“, erzählt Tilo Rosenkranz.
Zum Schuljahr 1990 hat er dann die spätere Bouché-Grundschule als Leiter übernommen. Für Lehrer gab es zu dieser Zeit Einstellungsstopp. Für Schulleiter waren aber Stellen frei, weil viele Direktoren wegen zu großer Nähe zu den Sicherheitsorganen der DDR ihre Posten verlassen mussten. Eigentlich wollte der damals frisch gewählte Treptower Bildungsstadtrat Siegfried Stock dem promovierten Pädagogen ein Gymnasium anvertrauen. „Sie verlieren viel Geld“, hatte er Tilo Rosenkranz prophezeit. „Ich habe die Wahl, eine Grundschule zu übernehmen, aber bis heute nicht bereut“, sagt Tilo Rosenkranz dazu. „Schon in den Jahren an der Bouché-Schule haben mich Eltern und Kollegen immer wieder bestärkt, meine Erlebnisse in einem Buch zu veröffentlichen. Wenige Monate nach dem Eintritt in den Ruhestand habe ich angefangen, mein berufliches Leben aufzubereiten und dafür rund 30 000 Seiten mit Notizen ausgewertet“, berichtet Tilo Rosenkranz.
Dabei hat der Schulleiter a. D. auch seine eigene Schulzeit in Königs Wusterhausen nicht ausgespart. Damals hatte er zu Lehrern ein gespaltenes Verhältnis, was ihm viel Ärger einbrachte. Ein Lehrer prophezeite ihm zum Abschluss der 10. Klasse, dass er einmal im Gefängnis landen würde. „Der hat sich Jahre später dafür entschuldigt und mir sogar fürs Studium eine passable Beurteilung ausgestellt“, erinnert sich Rosenkranz.
Aus seiner eigenen Erfahrung mit Lehrern resultiert auch der Titel seiner Autobiografie. „Aus Wut Lehrer geworden“ hat er sein Werk genannt. Aus Wut darüber, wie Schüler behandelt wurden, weil sie nicht angepasst genug waren oder einfach nur ihre eigene Meinung vertreten wollten.
Sein Buch wendet sich vor allem auch an junge Menschen, die sich für den Lehrerberuf interessieren und vielleicht sogar schon eine entsprechende Ausbildung eingeschlagen haben. Wer es kauft, darf sich auf 500 interessante Seiten freuen. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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