Mehr Respekt für den Grenzturm
Relikt des Kalten Kriegs ist seit Jahren beschmiert
Am Schlesischen Busch steht seit rund 50 Jahren ein Turm, der einst zur Sektorengrenze zwischen Treptow und Kreuzberg gehörte. Obwohl unter Denkmalschutz, ist das Bauwerk beschmiert und wird von Touristen kaum wahrgenommen.
„Der sogenannte Führungspunkt Schlesischer Busch verdient einfach mehr Respekt. Er ist einer von zwei noch vorhandenen derartigen Anlagen. Von hier aus wurden 18 Wachtürme an der Grenze zu den Nachbarbezirken Kreuzberg und Neukölln überwacht. Im kommenden Jahr feiern wir das 30. Jahr des Mauerfalls, da sollte der Bezirk Treptow-Köpenick den alten Wachturm auf Vordermann bringen lassen“, fordert FDP-Abgeordnetenhausmitglied Stefan Förster, der auch Vorsitzender des bezirklichen Denkmalrats ist.
Um den Bezirk auf Trab zu bringen, hat er jetzt mit einer Anfrage an die Senatskulturverwaltung versucht, den Status des Grenzturms am Schlesischen Busch klären zu lassen. Dabei kam heraus, dass der Turm dem Land Berlin gehört und sich im Fachvermögen des Straßen- und Grünflächenamts Treptow-Köpenick befindet. Nach Aussage des Senats gibt es einen Nutzungsvertrag mit der Kunstfabrik am Flutgraben, die dort sporadisch Veranstaltungen und Führungen anbietet. Im Jahr 2004 wurde der Turm sorgfältig denkmalgerecht saniert.
„Heute ist der Turm erneut reparaturbedürftig. Es gibt undichte Stellen in der Dachhaut und punktuelle Schäden in der Stahlbetonfassade. Hier besteht kurzfristiger Handlungsbedarf zur Instandsetzung. Die Fassade ist bis ins erste Obergeschoss mit Graffiti beschmiert“, teilt Gerry Woop, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in der Antwort an den FDP-Politiker mit.
Der ist damit keineswegs zufrieden. „Der Bezirk sollte sich um dieses Relikt der deutschen Teilung einfach besser kümmern. Ich setze das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Bezirksdenkmalrats“, so Förster.
Die rund zehn Meter hohe Führungsstelle Schlesischer Busch wurde um 1963 aus Betonfertigteilen errichtet. Das Bauwerk verfügte über eine Arrestzelle, eine Waffenkammer, Aufenthaltsraum für die Grenzer und eine verglaste Beobachtungsplattform. Auf dem Dach befindet sich noch heute der originale Suchscheinwerfer.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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