Gewerbeausstellung wird lebendig
Hörspaziergang für Geschichtsinteressierte im Treptower Park
Die Berliner Gewerbeausstellung von 1896 hat kaum Spuren im Treptower Park hinterlassen. Die Fotografin Caroline Böttcher will das auch als „Gescheiterte Weltausstellung“ bekannte Ereignis akustisch wieder zum Leben erwecken.
Damals war die Ausstellung, bei der sich alles was in Deutschland in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Wissenschaft Rang und Namen hatte, in aller Munde. Rund sieben Millionen Besucher pilgerten vom 1. Mai bis 15. Oktober 1896 in den Treptower Park. „Ich hatte während meines Studiums an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (Leipzig, d. Red.) einen Vortrag über die Weltausstellung gehalten“, erklärt Caroline Böttcher.
Entstanden ist eine Art Hörspiel, bei dem die drei Protagonisten Monologe halten und der Zuhörer über das Gelände wandert. Er machen Halt an zwölf Stationen. Start ist in der Nähe des Rosengartens. Hier befand sich 1896 eine Schiffsanlegestelle, an der eine riesige Attrappe des Schnelldampfers „Bremen“ lag. Historische Fotos zeigen davor die Yacht des Kaisers, der damit zum Ausstellungsbesuch angereist war. Andere Stationen sind das Alpenpanorama, die Hauptausstellungshalle oder die Kinderbrutanstalt. Hier wurde erstmals Technik gezeigt, mit der Frühgeborene am Leben erhalten werden konnten. „In einer Zeit, in der es weder Kino noch Massentourismus gab, konnten die Ausstellungsbesucher mit ihrer Eintrittskarte quasi um die Welt reisen. Sogar die Cheops-Pyramide wurde nachgebaut“, erklärt Caroline Böttcher.
Bereits 2017 hatte sie einen ähnlichen Hörspaziergang über den Insulaner, jenen Berg aus Berliner Trümmerschutt in Schöneberg, veröffentlicht. Seitdem haben viele Besucher die Möglichkeit genutzt, dort akustisch in die Vergangenheit einzutauchen.
Am 4. Mai besteht die Möglichkeit, an der Premiere des „Hörspaziergangs“ teilzunehmen. Start ist um 13 Uhr an der langen Sitzbank am Spreeufer in der Nähe des Rosengartens. Wer mitlaufen will, muss sich unter www.audiowalk-treptower-park.de die zwölf Tondateien der Stationen herunterladen und sie auf Smartphone oder MP3-Player speichern. Die Teilnahme ist kostenlos, das Projekt wird unter anderem im Rahmen der dezentralen Kulturarbeit des Bezirks gefördert. Über die Internetseite gibt es auch das Begleitheft zum Ausdrucken.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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