Vorfreude auf die Premiere
Kungerkieztheater bereitet sich auf seine erste Vorstellung im Park Center Treptow vor

Katrin Wegner und Michael Reinhold Schmitz von der Kungerkiezinitiative sind zuversichtlich, mit dem Park Center Treptow eine langfristige Lösung für die Zukunft des Kungerkieztheaters gefunden zu haben. | Foto: Philipp Hartmann
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Nach mehr als anderthalb Jahren Pause kehrt das Kungerkieztheater (KKT) in einigen Wochen mit neuen Produktionen zurück. Wenn im März, spätestens im April Premiere ist, wird fast alles neu sein.

„Es ist erstaunlich, wie viele Nachbarn schon vorbeikommen und Hallo sagen, weil sie gehört haben, dass wir jetzt hier sind“, sagt Michael Reinhold Schmitz beim Blick in den noch unfertigen Theaterraum. Die Zukunft des Kungerkieztheaters liegt im ersten Obergeschoss des Park Centers Treptow. Wo vorher eine Tchibo-Filiale war, befinden sich jetzt eine Bühne, eine Zuschauertribüne mit maximal 80 Plätzen, ein Backstagebereich und ein Foyer inklusive Garderobe. Der neue und für ein Theater ungewöhnliche Standort inmitten eines Einkaufszentrums ist ein Glücksfall.

Im Mai 2020 kündigte der Humanistische Verband dem Theater den Kooperationsvertrag auf. Durch den Verlust der Spielstätte im Jugendkunst- und Kulturzentrum Gérard Philipe in der Karl-Kunger-Straße musste sich die Kungerkiezinitiative anderswo umsehen. Der Leerstand im Park Center im Sommer 2020 kam den Theatermachern zugute. „Wir haben eine E-Mail geschrieben und hatten schon eine Stunde später einen Rückruf vom Centermanager. Er fand die Idee gleich super“, berichtet Katrin Wegner von der Kungerkiezinitiative. Michael Reinhold Schmitz, der das Theater für Amateure und (semi-)professionelle Theaterschaffende im Juli 2007 gegründet hat und Vorsitzender des Vereins ist, schrieb ein Konzept. Weil sich auch die neuen Eigentümer aufgeschlossen zeigten – im Juli wurde das Park Center von einer Joint-Venture-Partnerschaft zwischen Investmentmanager Angelo Gordon und Immobilieninvestor Kintyre übernommen – wurde dem Kieztheater die leerstehende Ladenfläche überlassen.

Der neue Theaterraum im ersten Obergeschoss befindet sich noch im Aufbau. Im März oder April wird Premiere gefeiert. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Der neue Theaterraum im ersten Obergeschoss befindet sich noch im Aufbau. Im März oder April wird Premiere gefeiert.
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Dort zahlt der Verein jetzt eine monatliche Miete von 740 Euro. Im Verhältnis zu sonstigen Gewerbemieten sei das „wirklich ein Geschenk“, meint Katrin Wegner. „Für uns ist das trotzdem viel Geld. Wir müssen so schnell wie möglich Einnahmen generieren“, gibt Michael Reinhold Schmitz zu bedenken. Dafür arbeitet er an einem Spielplan. Das Programm gestaltet er zusammen mit dem Tournee-Theater „Ensemble Radiks“ aus Alt-Treptow, das die Spielstätte ebenfalls nutzen wird. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind jeweils drei Stücke geplant. Bei den Produktionen für Jugendliche sollen Themen wie Rassismus, Cybermobbing, soziale Isolation und Ausgrenzung behandelt werden. Für Kinder wird mit „Die verheimnisvolle Wunschwanne“ der letzte Teil der Trilogie „Albertina und ihre Freunde“ auf die Bühne kommen. Und bei den Eigenproduktionen für Erwachsene will das KKT den Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Situation richten. „Es ist ein tolles Gefühl, dass wir diesen Raum selbst gestalten können“, freut sich Schmitz beim Blick auf die Bühne.

Mit dem Umbau geht es Schritt für Schritt voran. Zunächst wurden die weißen und mit Löchern versehenen Wände grau gestrichen. Dann wurden die Bühnenteile zusammengesetzt. Bis zur Eröffnung werden unter anderem noch ein Bühnenbild mit einer Projektionsfläche im Foyer aufgebaut, Schallschutzwände eingesetzt und das Schaufenster am Eingang neugestaltet. Es fehlt zudem noch an einer neuen Bestuhlung und einer richtigen Lichtanlage. Auch um die Beschilderung und Werbung im Center muss sich das KKT Gedanken machen. Vorteile des neuen Standorts sind, dass von morgens bis abends geprobt werden kann. Und das Theater hat die Möglichkeit, mehr Menschen und neue Zielgruppen zu erreichen. Nachteile sind, dass das Shoppingcenter kaum schallisoliert ist und aufgrund der Sprinkleranlage keine Nebelmaschine benutzt werden darf.

„Es wird ein Experiment“, sagt Schmitz. Der Autor und Regisseur, der seit anderthalb Jahren auch als Musiklehrer in der Kiefholz-Grundschule unterrichtet, fiebert der Premiere allerdings schon entgegen. „Das soll ein Ort der Begegnung werden. Hier werden sicher auch Kinoabende, Lesungen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen stattfinden.“ Der Mietvertrag gilt zunächst für ein halbes Jahr. Schmitz ist jedoch zuversichtlich, mit dem Spielbetrieb, der auch mehr Kunden ins Park Center ziehen soll, die Eigentümer von einer langfristigen Bleibe zu überzeugen.

Infos zum Theater, das Spenden jederzeit gut gebrauchen kann, gibt es auf theater.kungerkiez.de. Dort können auch Karten bestellt werden.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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