Kiez-Theater steht vor dem Aus
Spielstätte im Jugendkulturzentrum wurde gekündigt

Wann "Mensch Ludwig" mit Holger Franke auf die Bühne kommt, steht in den Sternen. | Foto: Ralf Drescher
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Eine kleines Theater ohne eigene Spielstätte, aber mit 21 Produktionen, 132 Vorstellungen und 11 000 Besuchern. Nun droht dem KungerKiezTheater nach 13 Jahren das Aus.

Geprobt wird derzeit schon in einem eigenen Raum an der Kiefholzstraße. In der Produktion „Mensch Ludwig“ von Michael Schmitz steht Holger Franke (78) auf der Bühne. Er spielte einst am Grips-Theater und gründete 1973 das Theater Rote Grütze. Im neuen Ein-Personen-Stück zeigt Regisseur Schmitz die Erlebnisse eines Justizopfers. Der Hintergrund ist real, ein Akteur aus dem Treptower Kiez hatte 2016 am Rand türkischer Proteste gegen die Armenien-Resolution des Bundestags – darin wurde das Vorgehen der Türkei 1915 gegen die Armenier als Völkermord deklariert – Ärger mit der Polizei bekommen. Nachdem ein türkischer Berichterstatter auf einer deutschen Fahne herumgetrampelt und den Hitlergruß gezeigt hatte, wies der Aktivist einen Beamten mit einer Geste darauf hin. Danach hatte er selbst eine Anzeige wegen Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole am Hals. „Wir zeigen verfremdet, wie unser Friedensaktivist am Ende am Umgang der Justiz mit ihm zerbricht“, erzählt Michael Schmitz.

Eigentlich sollte „Mensch Ludwig“ im März auf die Bühne kommen, das hatte sich durch die Corona-Krise zerschlagen. Und nun steht der Neustart in den Sternen. Denn der Humanistische Verband Deutschland, Träger des Jugendkulturzentrum (JuKuZ) Gerard Philipe, hat die Theaterleute quasi vor die Tür gesetzt. Ein Kooperationsvertrag, der den Spielbetrieb möglich machte, war vor einigen Wochen nicht verlängert worden. Mit der Begründung, das JuKuZ wäre eine Einrichtung der freien Kinder- und Jugendarbeit und müsse an sechs Tagen in der Woche dieser Altersgruppe zur Verfügung stehen, was auch für den hauseigenen Theatersaal zutrifft. „Wir können die Einrichtung deshalb nicht für die Theatervorstellungen mehrere Stunden schließen“, teilt Dorina Thomas vom Humanistischen Verband auf unsere Nachfrage mit. Das bestätigt uns auch der für Jugendfragen zuständige Stadtrat Gernot Klemm (Die Linke). Er verweist darauf, dass die Zielgruppe des JuKuZ Kinder und Jugendliche von neun bis 21 Jahren seien. „Es war notwendig, den Vertrag mit dem KungerKiezTheater anzupassen, damit alle Räume dem von uns geförderten Personenkreis zur Verfügung stehen“, so Stadtrat Klemm. Er verweist aber darauf, dass das Jugendamt weiterhin bereit ist, zwischen beiden Partnern zu vermitteln.

Michael Schmitz von der KungerKiezInitiative, unter deren Dach die Theatergruppe arbeitet, fordert ein anderes Herangehen. „Und zwar einen anderen Umgang mit räumlichen Ressourcen wie dem Gerard Philipe. Und zwar in einer lokalen Trägerschaft, damit das Haus allen interessierten Gruppen zur Verfügung steht.“

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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