Zeichen des Gedenkens in der Mengerzeile
Metalltafel der Stiftung „Die Letzte Adresse“ erinnert an Fritz Storch

Bei der Einweihung der Metalltafel war auch die Familie Jäger dabei: die Enkelin und die Tochter von Fritz Storch. | Foto:  Bezirksamt Treptow-Köpenick
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  • Bei der Einweihung der Metalltafel war auch die Familie Jäger dabei: die Enkelin und die Tochter von Fritz Storch.
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In der Mengerzeile 8, dem letzten Wohnort von Fritz Storch (1899-1951), wurde erstmals in Berlin eine Gedenktafel der Stiftung „Die letzte Adresse“ eingeweiht.

Seit 2015 markiert die Stiftung in Kooperation mit Organisationen des Memorialnetzwerks in Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion die letzten Wohnorte von Opfern des stalinistischen Terrors mit kleinen Metalltafeln. Darauf werden die Namen und wichtigsten Lebensdaten der Betroffenen festgehalten. Damit wird an Personen erinnert, die auf Grundlage willkürlicher Anschuldigungen von sowjetischen Staatsorganen verhaftet und verurteilt wurden, die erschossen wurden oder in der Haft umgekommen sind und deren Unschuld im Rahmen eines Rehabilitationsverfahrens bestätigt wurde. Mehr als 1000 Plaketten wurden bereits angebracht. Sie sind an Häusern in Russland, Tschechien, Moldau, Georgien, der Ukraine und in Deutschland zu finden, wo seit 2019 insgesamt drei Tafeln angebracht worden sind. Auf Initiative des Bezirks und in Kooperation mit der Stiftung ist die Installation in der Mengerzeile in Alt-Treptow zustande gekommen, sodass es nun auch zum ersten Mal in Berlin einen solchen Gedenkort gibt.

Fritz Storch wurde an 21. September 1899 in Stettin/Pommern als Sohn des Bauunternehmers Wilhelm Storch und seiner Frau Anna geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre als Buchhalter war er vor allem bei Versicherungsgesellschaften tätig. Von März 1941 bis Oktober 1944 arbeitete er als Sachbearbeiter beim Chef des Distrikts Lublin in der Abteilung Finanzen, zuständig für Reisekosten. Er war Mitglied in der NSDAP. Nach dem Krieg war er als Buchhalter bei verschiedenen Unternehmen in Berlin angestellt und trat 1947 in die SED ein. Ab August 1950 war er ökonomischer Direktor beim Reichsbahnfernmeldewerk in Oberschöneweide.

Am 27. Januar wurde der Vater zweier Töchter durch das Ministerium für Staatssicherheit wegen angeblicher abfälliger Bemerkungen über das SED-Regime verhaftet. Vorgeworfen wurden ihm auch der Besitz westlicher Zeitungen, der Kontakt zu einem ehemaligen SS-Offizier und die Weitergabe von Informationen über das Eisenbahnwesen in Berlin und die SAG Wismut an den britischen Geheimdienst. Er wurde deshalb an das Ministerium für Staatssicherheit der UdSSR überstellt, saß bis Ende März 1951 in Karlshorst in Haft, während seine Frau mit den Kindern nach West-Berlin floh, nachdem auch sie vom Ministerium für Staatssicherheit verhört worden war. Storch wurde später in die Sowjetunion verschleppt und schließlich am 4. Juli 1951 in Moskau erschossen. 1999 wurde er rehabilitiert.

Mit dem Schicksal von Fritz Storch haben sich die Aufarbeitungsinitiativen „Memorial“ sowie „Facts & Files“ und der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur befasst. Seit 2004 haben sie in deutschen und russischen Archiven recherchiert und im Juni 2005 den Kontakt zu einer der Töchter von Fritz Storch hergestellt. Sie erlaubte den Einblick in die persönlichen Unterlagen ihres Vaters. Tochter und Enkelin kamen zur der Einweihung der Erinnerungstafel an dessen Todestag.

„Aufgrund der im Zuge des russischen Angriffskriegs verschärften Behinderung nichtstaatlicher Gedenkkultur in Russland schien es zunächst fraglich, ob die Metalltafel überhaupt gefertigt werden könnte. Nun ist es aber gelungen, die Metalltafel produzieren zu lassen und sie nach Deutschland zu bringen“, teilte das Bezirksamt mit.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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