Der Initiator der „Himmelskanone“
Stolpersteine für Friedrich Simon Archenhold und seine Familie verlegt

Vor dem Riesenfernrohr auf dem Dach der Sternwarte: die Enkel Max, Alison und Simon Archenhold sowie Tim Florian Horn, Vorstand Stiftung Planetarium (von links). | Foto:  Stiftung Planetarium Berlin/Pedro Becerra
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  • Vor dem Riesenfernrohr auf dem Dach der Sternwarte: die Enkel Max, Alison und Simon Archenhold sowie Tim Florian Horn, Vorstand Stiftung Planetarium (von links).
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Er war der Gründer und Namensgeber der 1909 im Treptower Park eröffneten Archenhold-Sternwarte: Friedrich Simon Archenhold. Nun hat die Stiftung Planetarium Berlin mit einer Stolpersteinverlegung in Anwesenheit der Familie Archenhold aus dem In- und Ausland des Astronomen sowie Alice, Hilde und der aus Deutschland vertriebenen Söhne Günter und Horst „Fred“ Archenhold gedacht.

Die Archenhold-Sternwarte ist Deutschlands größte und älteste Volkssternwarte. Seit 1946 trägt sie den Namen ihres Gründers Friedrich Simon Archenhold. „Nur ihm ist es zu verdanken, dass das größte bewegliche Linsenfernrohr der Welt in Berlin steht und die Sternwarte sich zu einem Ort der öffentlichen Wissensvermittlung entwickeln konnte“, teilte die Stiftung Planetarium Berlin mit.

Bei der Stolpersteinverlegung war der Einstein-Saal in der Archenhold-Sternwarte gut besetzt. | Foto: Stiftung Planetarium Berlin/ Pedro Becerra
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Ihren Anfang nahm die Sternwarte auf der Berliner Gewerbeausstellung im Jahr 1896. Als besonderes Ausstellungsstück wurde ein 21 Meter langes Riesenfernrohr präsentiert. Bis heute ist es das längste Linsenfernrohr weltweit. Auf Initiative Friedrich Simon Archenholds und mit Hilfe von Spendengeldern wurde es gebaut. Obwohl die sogenannte Himmelskanone zur Berliner Gewerbeausstellung noch nicht voll funktionstüchtig war, stieß sie bei den Besuchern auf großes Interesse. Weil nach dem Ende der Ausstellung das Geld fehlte, um das Fernrohr vertragsgemäß wieder abzubauen, erteilte der Magistrat von Berlin die Genehmigung, es bis auf Weiteres im Treptower Park lassen zu dürfen. Damit wurde de facto die Sternwarte gegründet, betrieben durch den Verein Treptow-Sternwarte in einem zunächst provisorischen Holzbau. Gründer Friedrich Simon Archenhold fungierte als Vereinsvorsitzender und erster Direktor.

Bürgermeister Oliver Igel legte bei der Stolpersteinverlegung eine Rose nieder. | Foto: BA Treptow-Köpenick
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Bei den Berlinern wurde die Sternwarte anschließend schnell populär und etablierte sich innerhalb weniger Jahre als feste Institution. Weil sich der eigentlich nur für einen Sommer gedachte Holzbau nicht als Dauerlösung eignete, erarbeiteten die königlichen Bauräte und Architekten Konrad Reimer und Friedrich Körte einen Entwurf für den Neubau der Treptow-Sternwarte im neoklassizistischen Stil. Friedrich Simon Archenhold bemühte sich währenddessen, Gelder für den Bau zu sammeln. Nicht einmal ein Jahr nach der Grundsteinlegung wurde schließlich am 4. April 1909 die neue Sternwarte eröffnet. In den darauffolgenden Jahren sorgte Archenhold dafür, dass viele Veranstaltungen stattfanden und Schulklassen die Sternwarte fortan ohne Eintritt besuchen konnten. Außerdem begeisterte er sich für neue technische Möglichkeiten und begann, Anschauungsfilme zu Astronomie und astronomischen Ereignissen zu drehen.

Zur Stolpersteinverlegung vor der Archenhold-Sternwarte kamen zahlreiche Gäste. | Foto: Stiftung Planetarium Berlin/ Pedro Becerra
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Laut Stiftung Planetarium Berlin hat er sich maßgeblich für die Popularisierung der Naturwissenschaften eingesetzt. Dank Archenhold, der aktives Mitglied im Zirkel der internationalen Astronomie und Astrophysik war, habe sich die Sternwarte als Zentrum der öffentlichen Bildung etabliert. So konnte er auch bedeutende Wissenschaftler für Vorträge gewinnen. Darunter war Albert Einstein, der am 2. Juni 1915 seinen ersten öffentlichen Berliner Vortrag über die Relativitätstheorie im großen Saal hielt. In der von Archenhold herausgegebenen Zeitschrift „Das Weltall“ erschienen bis 1933 etwa 30 Beiträge zu Einsteins Relativitätstheorie und ihren Konsequenzen für die Astronomie. Anlässlich des 100. Geburtstags Einsteins erhielt der Saal am 15. März 1979 den Namen „Einstein-Saal“. An den Besuch des berühmten Physikers erinnert seitdem eine Gedenktafel.

Friedrich Simon Archenhold neben dem Riesenfernrohr der Sternwarte, aufgenommen im Jahr 1931. | Foto:  SPB/Bundesarchiv
  • Friedrich Simon Archenhold neben dem Riesenfernrohr der Sternwarte, aufgenommen im Jahr 1931.
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Im Alter von 70 Jahren übergab Friedrich Simon Archenhold schließlich 1931 die Leitung der Sternwarte an seinen Sohn Günter. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 wurde die jüdische Familie Archenhold diskriminiert und aus der Sternwarte verdrängt. 1936 wurde Günter Archenhold endgültig aus dem Amt vertrieben. Die Sternwarte wurde entschädigungslos in den Besitz der Stadt Berlin übernommen und der Hauptschulverwaltung unterstellt. Günter Archenhold wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Nachdem es ihm gelang, seine Entlassung zu bewirken, emigrierte er 1939 nach England, ebenso wie Archenholds zweiter Sohn Horst, der sich später Fred nannte. Friedrich Simon Archenhold selbst blieb in Berlin, wo er am 14. Oktober 1939 verstarb. Seine Frau Alice und seine Tochter Hilde wurden 1941 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort ermordet.

Diese fünf Stolpersteine vor der Archenhold-Sternwarte erinnern jetzt an das Leben ihres Gründers und Namensgebers Friedrich Simon Archenhold, seiner Söhne Günther und Horst, seiner Frau Alice und seiner Tochter Hilde. | Foto: Stiftung Planetarium Berlin/ Pedro Becerra
  • Diese fünf Stolpersteine vor der Archenhold-Sternwarte erinnern jetzt an das Leben ihres Gründers und Namensgebers Friedrich Simon Archenhold, seiner Söhne Günther und Horst, seiner Frau Alice und seiner Tochter Hilde.
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Bei der Stolpersteinverlegung vor der Sternwarte wurden persönliche Porträts der Familie durch Schüler des Archenhold-Gymnasiums präsentiert. Mit dabei war neben Staatssekretär Torsten Kühne (CDU) und Bürgermeister Oliver Igel (SPD), die Reden hielten, auch Simon, Max und Alison Archenhold, die Enkel des Namensgebers.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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