Bezirksverordnete fordern Milieuschutz für Kunger-Kiez

Der angehende Stadtplaner Sören Drescher hat die Wohnsituation im Kunger-Kiez untersucht. Im Ausschuss stellte er seine Ergebnisse vor. | Foto: Ralf Drescher
  • Der angehende Stadtplaner Sören Drescher hat die Wohnsituation im Kunger-Kiez untersucht. Im Ausschuss stellte er seine Ergebnisse vor.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Alt-Treptow. Rund 10.000 Menschen leben rund um die Karl-Kunger-Straße. Mit dem Fall der Mauer trat der sogenannte Kunger-Kiez aus dem Schatten der Grenzsperren. Nun mitten in der Stadt, weckt die neue Situation Begehrlichkeiten.

Vor rund einem halben Jahr hatte die Kunger-Kiez-Initiative rund 1500 Unterschriften gesammelt und gefordert, dass sich die Bezirksverordnetenversammlung mit dem Thema befasst. Das erfolgte jetzt im BVV-Ausschuss für Stadtplanung und Tiefbau.

Dort hat Sören Drescher, angehender Stadtplaner von der Technischen Universität, Teile seiner Diplomarbeit vorgestellt. Darin hat er sich mit Wohnsituation und aktuellen Entwicklungen im Kunger-Kiez befasst.

"Es gibt im Gebiet 458 Häuser mit 6157 Wohnungen. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten zehn Jahren um 18 Prozent erhöht", stellt Drescher fest. Rund 30 Prozent der Wohnungen gehören nach seiner Aussage kommunalen Vermietern oder Genossenschaften, mit Nettokaltmieten von fünf bis zwölf Euro klafft die Mietenschere bereits weit auseinander. "Rund zehn Prozent der Einwohner sind arbeitslos", stellt der Stadtplaner fest.

Im Kunger-Kiez gibt es nach seinen Untersuchungen Potenzial für den Neubau von rund 900 Wohnungen. Trotzdem macht eine Milieuschutzsatzung, die laut Baugesetz helfen soll, dass angestammte Mieter nicht verdrängt werden, durchaus Sinn. Bestimmte Modernisierungsmaßnahmen wären dann genehmigungspflichtig, und der Anbau eines zweiten Balkons oder Einbau von Gästetoiletten könnten als Luxusmodernisierung versagt werden.

"Wir erleben bereits heute die Verdrängung angestammter Bewohner. Eine Drei- oder Vierraumwohnung ist für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen kaum noch zu bekommen. Stellt sich Nachwuchs ein und die Wohnung wird zu klein, bleibt nur der Umzug in andere Gegenden", sagt Michael Schmitz von der Kunger-Kiez-Initiative. Er hat mit der Unterschriftensammlung die Bezirksverordneten dazu gebracht, sich des Themas anzunehmen.

Der Ausschuss Stadtplanung und Tiefbau hat sich mit sieben gegen vier Stimmen bei einer Enthaltung für eine mögliche Milieuschutzsatzung stark gemacht. Im nun noch der BVV vorzulegenden Antrag wird auch die Möglichkeit eingeräumt, so eine Satzung nach weiteren Untersuchungen und Abstimmung mit den Bürgern vor Ort lediglich für einen Teil des Wohngebiets zu erlassen.

Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.