Bezirksverordnete fordern Milieuschutz für Kunger-Kiez
Vor rund einem halben Jahr hatte die Kunger-Kiez-Initiative rund 1500 Unterschriften gesammelt und gefordert, dass sich die Bezirksverordnetenversammlung mit dem Thema befasst. Das erfolgte jetzt im BVV-Ausschuss für Stadtplanung und Tiefbau.
Dort hat Sören Drescher, angehender Stadtplaner von der Technischen Universität, Teile seiner Diplomarbeit vorgestellt. Darin hat er sich mit Wohnsituation und aktuellen Entwicklungen im Kunger-Kiez befasst.
"Es gibt im Gebiet 458 Häuser mit 6157 Wohnungen. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten zehn Jahren um 18 Prozent erhöht", stellt Drescher fest. Rund 30 Prozent der Wohnungen gehören nach seiner Aussage kommunalen Vermietern oder Genossenschaften, mit Nettokaltmieten von fünf bis zwölf Euro klafft die Mietenschere bereits weit auseinander. "Rund zehn Prozent der Einwohner sind arbeitslos", stellt der Stadtplaner fest.
Im Kunger-Kiez gibt es nach seinen Untersuchungen Potenzial für den Neubau von rund 900 Wohnungen. Trotzdem macht eine Milieuschutzsatzung, die laut Baugesetz helfen soll, dass angestammte Mieter nicht verdrängt werden, durchaus Sinn. Bestimmte Modernisierungsmaßnahmen wären dann genehmigungspflichtig, und der Anbau eines zweiten Balkons oder Einbau von Gästetoiletten könnten als Luxusmodernisierung versagt werden.
"Wir erleben bereits heute die Verdrängung angestammter Bewohner. Eine Drei- oder Vierraumwohnung ist für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen kaum noch zu bekommen. Stellt sich Nachwuchs ein und die Wohnung wird zu klein, bleibt nur der Umzug in andere Gegenden", sagt Michael Schmitz von der Kunger-Kiez-Initiative. Er hat mit der Unterschriftensammlung die Bezirksverordneten dazu gebracht, sich des Themas anzunehmen.
Der Ausschuss Stadtplanung und Tiefbau hat sich mit sieben gegen vier Stimmen bei einer Enthaltung für eine mögliche Milieuschutzsatzung stark gemacht. Im nun noch der BVV vorzulegenden Antrag wird auch die Möglichkeit eingeräumt, so eine Satzung nach weiteren Untersuchungen und Abstimmung mit den Bürgern vor Ort lediglich für einen Teil des Wohngebiets zu erlassen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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