40 Künstler sollen Atelierhaus an der Mengerzeile räumen
Die 96 Jahre alte Besitzerin war im November 2013 verstorben. Einen Monat später hatte der Trägerverein des Atelierhauses bereits die Kündigung durch die Erben auf dem Tisch. "Das ist tragisch, hatten wir doch bereits mit der Eigentümerin über einen Kauf des Hauses verhandelt. Eine Bank und eine Stiftung zur Finanzierung des Kaufs hatten wir ebenfalls bereits im Boot", erzählt Karsten Krause. Der Künstler ist im Vorstand des Vereins Mengerzeile.
Im vorigen Jahr hatte das Atelierhaus, welches Arbeitsheimat für 40 Künstler ist, das 20. Jubiläum gefeiert. Verein und Haus bieten nicht nur Räume für einzelne Künstler, sondern ermöglichen zahlreiche gemeinsame Aktivitäten wie Feste und Ausstellungen.
Bleibt es bei der Kündigung, müssen die Künstler am 1. Juli 2015 raus. Inzwischen haben sie die Vermutung, dass der Verkauf an einen Investor, der auf dem Grundstück hochpreisige Eigentumswohnungen errichten will, geplant ist. "Trotzdem bemühen wir uns weiterhin um den Kauf der alten Pianofabrik", sagt Malerin Eva Noack. Auch sie ist seit Jahren im Vorstand des Vereins Mengerzeile.
Die Chance, ein neues Atelier zu finden, ist in Berlin derzeit nicht groß. "Eine Freundin hat erzählt, dass es bei der Besichtigung von anmietbaren Ateliers zugeht wie auf dem Wohnungsmarkt. Gut 50 bis 100 Interessenten streifen dann durch die Räume", berichtet Eva Noack.
Den Bürgermeister haben die Künstler inzwischen auf ihrer Seite. Oliver Igel (SPD) hatte das Atelierhaus erst im April besucht und vom drohenden Rauswurf erfahren. "Ich habe die Eigentümer angeschrieben und mein Unverständnis geäußert, dass das Kaufangebot durch die Künstler ignoriert wurde. Bisher habe ich aber keine Antwort erhalten", teilt Igel auf Nachfrage mit.
Inzwischen haben die 40 Künstler auch einen Plan B entwickelt: Anmietung oder Kauf eines für Ateliernutzung geeigneten Gebäudes in Treptow-Köpenick oder in einem der Nachbarbezirke. "Aber die Chancen, etwas zu finden, sind natürlich ziemlich schlecht", gibt Eva Noack zu.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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