Ermittlung zu Verstößen gegen Versammlungsgesetz

Alt-Treptow. Das Treptower Ehrenmal ist eine Kriegsgräberstätte, in der 5000 russische Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden haben. Jetzt wurde es für ein politisches Spektakel missbraucht.

Der 9. Mai wird in Russland als Tag des Sieges über den Faschismus gefeiert. In diesem Jahr marschierte aber eine ungewöhnliche Garde auf: rund 30 Männer in Uniformen der Nationalen Volksarme, des Stasiwachregiments und der Volkspolizei. "Die Ehrung erfolgte traditionell im Rahmen eines militärischen Zeremoniells..." schreibt der Veranstalter, ein Traditionsverband Nationale Volksarmee, auf seiner Internetseite.

"So ein Unfug, die NVA hat uns nicht vom Faschismus befreit. Das war ein Karnevalsaufzug auf den Gräbern gefallener Soldaten", ärgert sich Bürgermeister Oliver Igel (SPD). Nach seinen Angaben war lediglich eine Musikveranstaltung zur Erinnerung an das Kriegsende 1945 angemeldet worden. Als die Männer mit Fahnen und Waffen - Pressefotos zeigen Kalaschnikow-Sturmgewehre - marschierten, war keine Polizei vor Ort. "Pressevertreter haben bei uns angerufen und uns von dem Aufzug informiert. Als Beamte eintrafen, war die Veranstaltung bereits beendet", berichtet Klaus Schubert von der Pressestelle der Berliner Polizei.

Inzwischen wurde jedoch Anzeige erstattet. Bei der Auswertung von Pressefotos fanden die Ermittler auch heraus, dass einige der Soldatendarsteller Waffen mitführten. "Deshalb wird wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt", teilt Polizeisprecher Schubert mit. Außerdem hätten die Aufzugsteilnehmer nach Aussage des Polizeisprechers gegen das im Versammlungsgesetz festgelegte Uniformverbot verstoßen. Inzwischen wird öffentlich diskutiert, ob das Zeigen von DDR- und NVA-Emblemen ähnlich wie bei NS-Symbolen verboten werden sollte. Davon hält zum Beispiel Tom Schreiber (SPD) vom Innenausschuss des Abgeordnetenhauses nicht viel. "Der Bezirk sollte für ähnliche Veranstaltungen an sensiblen Orten künftig aber strenge Auflagen machen. Und gegen die Verklärung der DDR und ihrer Armee sollten wir in erster Linie auf Aufklärung setzen. Zum Beispiel durch Besuche von Schulen in der Gedenkstätte Hohenschönhausen", so Tom Schreiber.

Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 225× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 923× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.987× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.