"Kaiser Friedrich" verlässt den Treptower Hafen
"Das Technikmuseum als Eigentümer hat den Vertrag gekündigt", erzählt Jürgen Loch, Geschäftsführer der Stern und Kreis Schiffahrt GmbH. Die hatte Berlins letzten Passagierdampfer 1994 als Dauerleihgabe vom Deutschen Technikmuseum Berlin bekommen und war damit vor allem in der Innenstadt im Liniendienst unterwegs. Dabei erwies sich das 1886 auf den Stettiner Oderwerken erbaute Dampfschiff als regelrechter Energiefresser. Gefeuert wurde nämlich nicht wie früher per Schaufel und mit Steinkohle, sondern mit einem Dieselbrenner. Rund 100 Liter Diesel pumpte Maschinist Lutz Parsiegel pro Stunde in den Brenner der Kesselanlage. "Ein vergleichbares Motorschiff der Raubvogelklasse verbraucht pro Stunde acht bis zwölf Liter und ist damit im Betrieb deutlich kostengünstiger", sagt Geschäftsführer Loch. Mehr Personal brauchte die "Kaiser Friedrich" auch. Neben dem Schiffsführer Reinhard Schulze den Maschinisten und einen Bootsmann, der vor jeder Brücke den hohen Schornstein des Dampfers einklappte. "Trotzdem geben wir Berlins letzten Passagierdampfer mit Tränen in den Augen zurück", sagt Reederei-Chef Loch.Auf den Schrottplatz kommt das 125 Jahre alte Schiff jedoch nicht. Beim Technikmuseum denkt man jetzt über einen Umbau nach. "Wir prüfen, ob ein umweltfreundlicherer und vor allem weniger Brennstoff benötigender Motor eingebaut werden kann. Die alte Dampfmaschine, die ja vom Salon aus zu sehen ist, soll als Schaustück im Maschinenraum bleiben", erläutert Tiziana Zugaro, Sprecherin des Deutschen Technikmuseums. Der Umbau wird laut Zugaro gerade gemeinsam mit einer Berliner Reederei geprüft. Zu Saisonbeginn 2013 soll "Kaiser Friedrich" dann wieder in See stechen, allerdings unter anderer Flagge.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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