Kinderseelen in der Manege stark machen
Cabuwazi baut mit Mitteln der Lottostiftung die Zirkustherapie aus
Der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi in der Bouchéstraße 75 baut seine zirkustherapeutischen Angebote aus. Durch Mittel der Lottostiftung wird das Modellprojekt „Alegria – achtsamer Zirkus zur Stärkung der seelischen Gesundheit“ auf den Weg gebracht. Es soll psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen helfen.
Mithilfe der Förderung, die für drei Jahre gilt, soll vor Ort das Institut für Zirkustherapie entstehen. „Hier werden soziale Kontakte ermöglicht, Selbstwirksamkeit aktiviert, Emotionen und Stress reguliert und individuelle Ressourcen gestärkt“, teilt Cabuwazi mit. „Es werden Gruppenangebote entstehen, in denen die Kinder und Jugendlichen einerseits therapeutisch und andererseits mit den kreativen Methoden der Zirkuspädagogik ihre Fähigkeiten ausbauen, ihre Persönlichkeit stärken und neue Verhaltensweisen einüben können.“ Es entstehe ein ganz neuer Ansatz der Zirkustherapie, die es bei Cabuwazi bereits seit 2017 gibt. „Wir konnten bereits tolle Erfolge verbuchen“, so Sprecherin Julia Krautstengel.
Ins Leben fliegen
Betreut wird das Modellprojekt von Pädagogin Britta Niehaus, die sich derzeit im letzten Abschnitt ihrer Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin befindet. Gemeinsam mit einem Team aus Ärzten, Zirkuspädagogen und Therapeuten arbeitet sie seit 2017 mit dem Ansatz Zirkustherapie. Seitdem führt sie im Sommer Zirkusferien für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche durch. Über ein positives Selbst- und Gruppenerlebnis wird dabei das Selbstwertgefühl gestärkt. „Die Kinder und Jugendlichen bei Cabuwazi lernen nicht nur am Trapez unter der Zirkuskuppel die Luftakrobatik kennen. Ihnen wachsen starke Flügel, mit denen sie lernen zu fliegen – aus dem Zirkuszelt hinaus ins Leben“, wie es Britta Niehaus formuliert. Die Zirkusmitarbeiter stünden dabei mit viel Einfühlungsvermögen, Kreativität und fachlicher Expertise zur Seite.
„Ich habe das Gefühl, dass Kinder und Jugendliche besonders unter der Pandemie leiden. Es gibt viele verletzte Kinderseelen, die Unterstützung brauchen. Dieses Projekt trägt dazu bei, die Seelen der Kinder und Jugendlichen zu heilen, ihnen Freude zu bereiten und sie wieder zu bestärken. Deshalb finde ich das Projekt so wichtig“, sagt Jugendstadtrat Alexander Freier-Winterwerb (SPD). Für seinen Parteikollegen aus dem Abgeordnetenhaus, Robert Schaddach, ist der Zirkus Cabuwazi „ein magischer Ort und eine kleine eigene Welt“. Dass der Lottorat Berlin das neue Projekt aufgegriffen hat, sei für ihn ein Segen. „Gerade in der pandemischen Zeit ist der Bedarf hier besonders hoch“, meint Schaddach.
Vereinsamung droht
Infolge der Pandemie soll inzwischen jedes dritte Kind von einer seelischen Erkrankung betroffen sein. Stark zugenommen haben Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, ADHS und Störungen des Sozialverhaltens. Das hat Folgen für die Teilnahme und Teilhabe am Alltagsleben, in der Schule, in der Freizeit, für Freundschaften und das Familienleben. Betroffene können vereinsamen. „Die Familien wissen in vielen Situationen nicht, was sie tun sollen, um ihre Kinder zu unterstützen, und erkennen nicht die Symptome der psychischen Erkrankung. Hinzukommt, dass das deutsche Gesundheitssystem enorm ausgelastet ist. Dadurch kann oft keine zeitnahe Hilfe angeboten werden, die so dringend benötigt wird“, erläutert Julia Krautstengel. „In unserem Projekt klären wir auf, unterstützen die Betroffenen, sorgen für therapeutische Unterstützung und vermitteln Freude.“
Wer mehr erfahren möchte, kann sich an britta.niehaus@cabuwazi.de wenden, Infos auch unter cabuwazi.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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