Kleine zarte Vitaminbomben
Jay Barros gründete das Unternehmen „Katari Farms“ und züchtet Microgreens

Die sogenannten Microgreens, die Jay Barros züchtet, enthalten eine besonders hohe Konzentration an Nährstoffen. | Foto:  Philipp Hartmann
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Dieses Gemüse hat nie das Sonnenlicht erblickt, wächst jedoch auch unter Scheinwerfern prächtig. In einer alten Badewannenfabrik in der Moosdorfstraße 7-9 nahe dem Treptower Park hat sich Jay Barros ein verstecktes Labor eingerichtet. Hier baut der US-Amerikaner sogenannte Microgreens an.

Um dort hinzukommen, muss zunächst ein Innenhof passiert werden. Hinter einer Tür wartet eine schmale Treppe, die direkt über eine Holzwerkstatt führt. Jay Barros stapft die paar Stufen nach oben und lüftet einen Vorhang, der den Blick auf seinen ganzen Stolz freigibt. In schwarzen Plastikboxen unter Tageslichtlampen sprießen grüne Pflänzchen aus der Erde. Daneben sind ein paar weitere Boxen übereinandergestapelt, in denen der 42-Jährige bereits die Samen ausgebracht hat. Was hier gedeiht, landet wenige Wochen später als gesunde Nahrungsquelle auf dem Teller.

Noch jung geerntet

Als Microgreens werden Grünkräuter bezeichnet, die in einem noch jungen Wachstumsstadium geerntet werden. Die Keimlinge mit kleinen Blättern wachsen je nach Pflanzenart nur anderthalb bis drei Wochen bis zur Ernte. Microgreens sollen eine höhere Konzentration an Nährstoffen enthalten als ihre reifen Gegenstücke.

Oben Senf, unten Rettich. Die Microgreens wachsen zwischen anderthalb und drei Wochen und werden 18 Stunden am Tag von einer Tageslichtlampe angestrahlt. Am längsten benötigen Erbsen. Sie werden erst nach drei Wochen geerntet. | Foto: Philipp Hartmann
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Das macht sie demnach zu einer hervorragenden Quelle für die Vitamine A, C und K sowie für Mineralien wie Eisen, Zink und Magnesium. Studien hätten ergeben, dass sie gegen Herzprobleme und andere chronische Krankheiten wie Diabetes helfen, erzählt Jay Barros. "Außerdem sollen Microgreens das Immunsystem stärken sowie über die enthaltenen Ballaststoffe die Verdauung fördern und zur Erhaltung eines gesunden Darmmikrobioms beitragen." Zu den Microgreens, die Jay Barros in Alt-Treptow anbaut, gehören Erbsen, Rettich, Radieschen, Sonnenblumen, Senf, Brokkoli und Bockshornklee.

Er selbst sei sein Hauptkunde, erzählt der Amerikaner, der in einer Vorstadt von Miami namens Hollywood im US-Bundesstaat Florida aufgewachsen ist. Weil seine Mutter aus Bolivien stammt, spricht er auch fließend Spanisch. Nach der Highschool ging er nach Spanien, brach dort jedoch sowohl ein Kunststudium als auch ein Studium der Politikwissenschaften ab. Stattdessen arbeitete Barros in der Kunstszene, gab Workshops, stellte Kunstinstallationen auf die Beine und gab Konzerte. Nach Berlin zog es ihn zunächst wegen der Musik, später wegen der Liebe. Seit 2014 lebt der Vater einer achtjährigen Tochter hier. Zu Hause ist er in Lichtenberg. Von dort fährt er mehrmals pro Woche mit dem Rad nach Alt-Treptow, um nach seinen Pflanzen zu sehen, diese zu gießen und zu ernten. Nebenbei arbeitet er als Kurierfahrer. Seine Microgreens verkauft Jay Barros über das Internet, bei verschiedenen Marktschwärmereien in Köpenick, Johannisthal, Adlershof und Schöneweide, in einigen Ökoläden sowie an den Wochenenden in der Markthalle Neun in Kreuzberg. Auch Restaurants wie die „Neue Republik Reger“ im Karl-Kunger-Kiez servieren seine Pflänzchen als Beilage zu Hauptgerichten.

In dieser Box wächst Rettich heran. | Foto: Philipp Hartmann
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Die Idee zu seinem Anbauprojekt kam Jay Barros 2020 nach Ausbruch der Corona-Pandemie. "Bei YouTube sah ich mir Videos über Microgreens an", berichtet er. Schon vorher hatte er im Wohnzimmer Gemüse angebaut, dann gründete er mit „Katari Farms“ eine eigene Firma. Ende 2021 mietete er schließlich eine kleine Arbeitsfläche in der alten Fabrik. Und so geht’s: "Die Samen, die alle aus der EU stammen und Bioqualität haben, müssen zunächst über Nacht im Wasser aufweichen. Anschließend kommen sie für drei bis vier Tage in die Erde und danach ins Regal unter die Tageslichtlampe, die sich per Timer immer jeweils nach 18 Stunden für sechs Stunden ausschaltet. Etwa 14,5 Kilogramm kann ich wöchentlich ernten", so Barros. Für die Zukunft hat er den Plan, die Einnahmen nach und nach zu erhöhen, um Mitarbeiter einzustellen und aus „Katari Farms“ eine Genossenschaft zu machen.

Weitere Informationen gibt es unter katari.farm.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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