Das Nashorn aus Altglienicke
Die Kunstgießerei in der Wegedornstraße fertigt besondere Bronzen an

Anke Schirlitz, Geschäftsführerin der Kunstgießerei Altglienicke, neben dem Nashorn aus Gips, das Ende des Jahres als Bronzeskulptur im Zoo Berlin aufgestellt werden soll. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Anke Schirlitz, Geschäftsführerin der Kunstgießerei Altglienicke, neben dem Nashorn aus Gips, das Ende des Jahres als Bronzeskulptur im Zoo Berlin aufgestellt werden soll.
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Ende Juni wurde im Zoo Berlin die Nashornpagode eröffnet, die seitdem Berliner und Touristen anlockt. Ein Puzzleteil dieser neuen Attraktion fehlt allerdings noch. Im Januar kommenden Jahres soll eine lebensgroße Bronzeskulptur eines Panzernashorns vor dem Eingang aufgestellt werden. Hergestellt wird diese derzeit in der Kunstgießerei Altglienicke.

Die Nashornskulptur weist auch eine für die Tiere typische Oberflächenstruktur auf. | Foto: Philipp Hartmann
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Anke Schirlitz hat 2012 als Assistentin der Geschäftsführung in der Kunstgießerei angefangen. Vorher arbeitete sie im Verlagswesen, in der Denkmalpflege und in der Kunstszene. Im Jahr 2015 hat die Kunsthistorikerin die 1992 von Marco Flierl gegründete Kunstgießerei zusammen mit Rico Rensmeyer übernommen. Als unerwartet der Mietvertrag gekündigt wurde, zog sie als nun alleinige Geschäftsführerin im Dezember 2020 von Weißensee in einen Neubau in der Wegedornstraße 46 in Altglienicke. Das Panzernashorn-Modell, das zum Zeitpunkt des Besuchs der Berliner Woche noch aus Gips ist und sich im Anfangsstadium befindet, ist dort aktuell ein besonderer Blickfang. Die Herstellung einer solchen Skulptur, so erzählt die 51-Jährige, ist zeitaufwendig und komplex.

Besuch bei Nashorn Betty im Zoo

Zunächst setzte sich die Kunstgießerei in einer Ausschreibung durch und bekam im Januar dieses Jahres den Auftrag von der Zoo Stiftung Berlin. Der Bildhauer Rico Rensmeyer fertigte daraufhin Entwürfe an und ein Modell aus Ton im Maßstab 1:5, was einer Größe von etwa 60 Zentimetern entspricht. Anke Schirlitz durfte auf Einladung des Zoos das dort lebende Panzernashorn Betty besuchen und das in Berlin geborene und inzwischen 28-jährige Nashornweibchen sogar streicheln. Die Skulptur sollte aber, so betont sie, nicht ganz dem Original entsprechen, sondern auch einen künstlerischen Aspekt haben. Am Ende soll das Kunstwerk im Zoo Berlin auch angefasst werden dürfen. „Es soll ein Eindruck von der Größe und der Struktur entstehen.“

In der Kunstgießerei Altglienicke werden verschiedene Auftragsarbeiten umgesetzt. | Foto: Philipp Hartmann
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Nachdem der Zoo das Modell abgenommen hatte, wurde es mit der Umsetzung konkret. Das Nashorn wird im sogenannten Wachsausschmelzverfahren in Bronze gegossen. Zunächst wird vor der Abformung der Gips mit einem Trennmittel benetzt und anschließend mit Silikon abgeformt. Diese Silikonform wird ganz dünn mit Wachs, das sozusagen der Platzhalter für die spätere Bronze ist, ausgepinselt. Das Modell aus Wachs wird dann mit der entsprechenden Einbettmasse ummantelt. Beim anschließenden Ausbrennen im Ofen bei 550 Grad Celsius entsteht eine Hohlform, in die das Metall gegossen wird. Dabei herrschen Temperaturen von 1150 Grad Celsius. Nach dem Erstarren des Metalls wird der Mantel zerschlagen und der Rohguss freigelegt. Dieser wird anschließend ziseliert. Für die gewünschte Patina wird die Bronze zum Abschluss dann noch mit Hitze und Salzen eingefärbt.

Je nach Art der Oberflächenbehandlung entsteht eine unterschiedliche Patina der Bronzen. Für den Apfel mit der grünlichen Farbe wurde Kupfernitrat verwendet. | Foto: Philipp Hartmann
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Panther für Potsdam

Dass die Kunstgießerei Altglienicke für die Herstellung der lebensgroßen Tierfigur ausgewählt wurde, macht die Chefin stolz. Doch zum Portfolio gehören noch viele weitere prestigeträchtige Projekte, die meist über persönliche Empfehlungen zustande kommen. So hat die Kunstgießerei in einem Gemeinschaftsprojekt mit verschiedenen Firmen die sogenannte Laterne des Humboldt Forums auf der Museumsinsel in Mitte gegossen: eine aus acht Engeln und einer Palmettenkuppel bestehende Kuppelbekrönung. Für die Engeltreppe des Potsdamer Stadtschlosses fertigte die Kunstgießerei Putten (kleine Engelfiguren) an. Auch die Pantherskulptur am Orangerieschloss in Potsdam wurde von der Gießerei angefertigt. Und für den britischen Künstler Jonathan Monk wurde das Motorradcover einer Harley-Davidson hergestellt, das heute in einem Skulpturenpark steht.

Der freiberufliche Bildhauer Samuel Kaul bei der Arbeit an einer Negativform, die später zu einer Bronzeskulptur in Form eines Flamingos wird. | Foto: Philipp Hartmann
  • Der freiberufliche Bildhauer Samuel Kaul bei der Arbeit an einer Negativform, die später zu einer Bronzeskulptur in Form eines Flamingos wird.
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An ihrer Arbeit liebt Anke Schirlitz, „dass es so abwechslungsreich ist, es immer neue Projekte mit tollen Geschichten dahinter gibt und die Mitarbeiter richtig Bock darauf haben“. Sie habe das Gefühl, etwa Sinnstiftendes zu tun. Gelegentlich kommt es auch vor, dass sie frühere Arbeiten wie das Modell des Zuchthauses in Brandenburg oder die Panther am Orangerieschloss noch einmal vor Ort besucht, „um zu gucken, ob diese noch ordentlich aussehen“.

Insgesamt arbeiten für die Kunstgießerei Altglienicke neun Mitarbeiter. | Foto: Philipp Hartmann
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Die Kunstgießerei Altglienicke verfügt auch über eine Galerie. Dort werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Auf diesem Foto ist die inzwischen ehemalige Ausstellung „Inside Out“ mit Collagen von Jutta Schreiner und Skulpturen von Rudolf Borkenhagen zu sehen. | Foto: Philipp Hartmann
  • Die Kunstgießerei Altglienicke verfügt auch über eine Galerie. Dort werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Auf diesem Foto ist die inzwischen ehemalige Ausstellung „Inside Out“ mit Collagen von Jutta Schreiner und Skulpturen von Rudolf Borkenhagen zu sehen.
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Wer die Kunstgießerei Altglienicke besuchen möchte, findet unter kunstgiesserei-altglienicke.de weitere Informationen. Es gibt dort auch die Galerie „Aquarium“, in der wechselnde Ausstellungen zu sehen sind. Geöffnet ist Mo-Fr 10-16 Uhr. Kontakt unter der Telefonnummer 030/445 51 81 und per E-Mail an mail@kunstgiesserei-altglienicke.de.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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