Kreativ und umweltbewusst
Larissa Lachmann zeichnet humorvoll und arbeitet bei einer Nachhaltigkeitsagentur
Eine Prise Humor ist Larissa Lachmann wichtig, wenn sie zeichnet. „Ich mag das Absurde“, sagt die Grafikerin aus Baumschulenweg. Ihr Bedürfnis nach einer gewissen Leichtigkeit, um nicht an den vielen ernsten Themen der Gegenwart zu verzweifeln, bringt sie in ihren Motiven zum Ausdruck. Die 26-Jährige gewann beim diesjährigen Kartenwettbewerb „Wachsende Kunst“.
Das Nürnberger Unternehmen Primoza lobte den Gestaltungswettbewerb, bei dem alle kreativen Zeichen- und Maltechniken von Aquarell über Gauche bis Digital erlaubt sind, zum vierten Mal aus. Mehr als 100 Nachwuchskünstler aus ganz Deutschland beteiligten sich mit ihren Entwürfen, über die online abgestimmt werden konnte. Das Besondere daran ist, dass sich alle dabei entstandenen Grußkarten einpflanzen lassen und daraus Salat wächst. Sie sind bio-zertifiziert, enthalten Saatgut und entstehen in traditioneller Papierschöpftechnik in einer Manufaktur in Franken. Die Grußkarten können unter primoza.de bestellt und im heimischen Garten in die Erde gesetzt werden. Larissa Lachmann zeichnete dafür zu dem Spruch „Bleib so knackig, wie du bist!” eine Mohrrübe, die Yoga macht und 15 verschiedene Positionen einnimmt. Ein Preisgeld gab es nicht. Dafür durfte sie mit dem Gewinn ein Projekt unterstützen, das ihr besonders am Herzen liegt: den „Art Space in Exile“ zur Unterstützung geflüchteter Künstler aus der Ukraine und anderen Ländern, in denen Menschen unter Krieg und Verfolgung leiden.
Ihre Zeichnungen entstehen fast ausschließlich digital. Dafür nutzt sie ein Tablet und das Adobe-Programm „Fresco“. In ihrem Stil sieht sie einen Cartoon-Charakter, der sich ihrer Meinung nach auch für Veröffentlichungen in Online-Blogs und Zeitungen eignen würde. Seit Langem belegt sie Zeichenkurse bei der Malerin Heike Kelter am Bundesplatz. Einmal pro Woche trifft sie sich mit einer Künstlergruppe, die an der frischen Luft zeichnet, zum Beispiel im Botanischen Garten.
Die Kunst ist allerdings vor allem ein Hobby, obwohl Lachmann auch beruflich kreativ tätig ist. „Ich habe schon immer gezeichnet“, erzählt sie. Hauptberuflich als Illustratorin zu arbeiten, diesen Schritt habe sie aber nicht gewagt. „Ich bewundere jede Person, die dieses Risiko eingeht.“ Ihr eigener Weg sah anders aus. Nach einem Bachelorabschluss in Geografie an der Humboldt-Uni absolvierte sie ein Masterstudium in Nachhaltigkeitswissenschaften in der schwedischen Stadt Lund. Im Anschluss zog Larissa Lachmann, die in Steglitz aufgewachsen ist, zurück nach Berlin und wurde in Baumschulenweg heimisch. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet sie bei der sustentio GmbH, einer Beratungs- und Nachhaltigkeitsagentur mit Sitz in Kreuzberg. Nach einem Praktikum zum Einstieg ist sie dort inzwischen fest angestellt.
Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit
Sustentio berät Unternehmen auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit. Ein Team aus Strategie- und Kommunikationsberatern konzeptioniert Nachhaltigkeitsmanagement, entwickelt Social-Media-Strategien und produziert Videos. Larissa Lachmann kümmert sich im Auftrag von Kunden zum Beispiel um die Gestaltung von Infomaterial, Videos und Social-Media-Kanälen. Meist kommen Unternehmen auf die Agentur zu, weil sie einen Weg suchen, wie sie die von der Europäischen Union vorgegebenen Nachhaltigkeitspflichten erfüllen können.
Unternehmen müssen zum Beispiel Nachhaltigkeitsberichte verfassen. Die Einsparung von CO2-Emissionen, unter anderem durch die bessere Isolierung von Gebäuden, ist nur einer von vielen Aspekten. Es gehe, so berichtet Larissa Lachmann, neben der ökologischen auch um die soziale Nachhaltigkeit, wozu die Gleichstellung der Geschlechter in Unternehmen sowie bessere Arbeitsbedingungen in der gesamten Lieferkette zählten. Die Nachfrage nach mehr Nachhaltigkeit sei extrem groß. Anfragen bekomme sustentio sowohl von kleinen und mittelständischen Unternehmen als auch von großen und von öffentlichen Auftraggebern und Nichtregierungsorganisationen.
Doch trotz der Naturkatastrophen und allem Druck, Kohlenstoffdioxid zu reduzieren, verändere sich noch viel zu wenig, meint sie. „Es gibt extreme gesellschaftliche Konflikte. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.“ Viele Menschen ihrer Generation seien deshalb auf der Suche nach einer Tätigkeit, mit der sie etwas verändern können. Auch deshalb habe sie sich für ihren aktuellen Job entschieden.
Wer mehr über die kreativen Arbeiten von Larissa Lachmann erfahren möchte, findet unter www.instagram.com/reimesgewissen einen Einblick.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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