Seit 70 Jahren am runden Leder
Baumschulenweg. Der Name entspricht den Vereinsfarben. Bei Heimspielen treten die Fußballer im weißen, bei Auswärtsspielen im grünen Trikot an. Der Verein ist 70 Jahre alt.
Gegründet wurde der heutige SG Grün-Weiß Baumschulenweg im Juni 1945, wenige Wochen nach Kriegsende. Weil die Alliierten die alten Berliner Sportvereine nebst Namen verboten hatten, traten die ersten Fußballer als Kommunale Sportgruppe Baumschulenweg an.
Helmut Jordan (83), Orthopädiemechaniker im Ruhestand, war damals schon dabei. Ich wohnte am Rathaus Treptow und hatte mit Freunden im Plänterwald geknödelt. Als ich hörte, dass es wieder einen Fußballverein gibt, bin ich sofort hin. Ich gehörte zu den wenigen, die ihre Fußballschuhe über den Krieg gerettet hatten“, erzählt der Senior. Ein paar Monate später wurde er seine Töppen dann doch noch los: Sie wurden im harten Winter 1945/46 gegen einen Sack Kohlen eingetauscht. Dem Fußball ist er jedoch treu geblieben, bis 2004 hat Helmut Jordan aktiv gespielt, und als Zuschauer ist er immer noch bei fast jedem Spiel dabei.
Auf dem Kunstrasenplatz an der Köpenicker Landstraße lässt Trainer Richi Lassahn die 1. Herrenmannschaft des Vereins zum Training auflaufen. Gleich nach den Aufwärmrunden geht es aufs Spielfeld, werden Verteidigung und Torschüsse trainiert. Nach einem kurzzeitigen Aufstieg in die Kreisliga A in der Saison 2008/2009 spielt man zur Zeit in der Kreisliga B. Den größten Aderlass hatten die Fußballer 1950, fünf Jahre nach Vereinsgründung, zu verzeichnen. Wegen der politischen Einflussnahme auf den Vereinssport verließen der gesamte Vorstand und zwei Herrenmannschaften den Verein und gründeten ein paar Kilometer jenseits der noch offenen Sektorengrenze den BSV Grün-Weiß Neukölln.
Neben Erwachsenenmannschaften trainiert auch der Nachwuchs der C- und D-Jugend regelmäßig an der Köpenicker Landstraße. Rund 80 Mitglieder hat die Fußballabteilung derzeit. Außerdem gibt es noch eine Abteilung Kegeln, die Abteilung Schach hat sich gerade wegen Mitgliederschwunds aufgelöst.
Für Helmut Jordan, der vor allem älteren Grün-Weiß-Fußballern als „Trommel“ bekannt ist, ist es keine Frage, dass die Fußballabteilung weiter Bestand hat. „Das verdanken wir zahlreichen ehrenamtlichen Betreuern und Trainern, die seit sieben Jahrzehnten für unseren Verein tätig sind“, sagt er zum Abschied. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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