Ein Netz aus Gold
Fuchsberg-Grundschule erhält Kunstwerk im Wert von 28 000 Euro
Bei öffentlichen Gebäuden wie Schulneubauten ist der Staat als Bauträger verpflichtet, einen gewissen Teil der Baumittel für Kunstwerke zu verwenden und dazu einen Wettbewerb durchzuführen. Bei der neuen Grundschule am Fuchsberg setzte sich eine besonders originelle Idee durch: Die Schule bekam ein Nest aus purem Gold.
Ende August war das Schulgebäude an der Straße Habichtshorst fertig geworden, Anfang Oktober wurde sie bezogen. Das Nest wurde schließlich im November in eine Vitrine eingesetzt, die im Eingangsbereich des Schulneubaus in eine Wand eingelassen wurde.
Der symbolische Wert des Kunstwerkes erschließt sich relativ leicht. Es ist eine Anspielung auf den neuen Standort am Habichtshorst und steht für eine behütete Kindheit. In einem Nest werden die Kinder betreut, bis sie flügge sind und auf eigenen Flügeln oder Beinen die Welt erkunden können und ein Nest aus Gold symbolisiert die besondere Wertschätzung, die Kinder in einer Gesellschaft erfahren oder erfahren sollten.
Nichts anderes hat der Künstler Thorsten Goldberg gemeint, als er das Nest entwarf. Es hat aber auch noch einen späteren Nutzwert. Das Kunstwerk soll mindestens 14 Jahr in der Vitrine bleiben, danach kann das Nest entnommen und das Gold eingeschmolzen und verkauft werden. Dies wurde schriftlich mit dem Künstler vereinbart. „Ich verzichte ab dem Zeitpunkt auf meine Urheberrechte“, erklärt der Künstler. „Die Schule kann dann selbst entscheiden, was mit dem Geld gemacht, was damit angeschafft wird“, erläutert Goldberg. Die Entscheidungsgewalt über die Öffnung der Vitrine, den Verkauf des Goldes und die Verwendung des Geldes haben Schulleitung, Lehrer, Eltern und Schüler zu gleichen Teilen.
Bis dahin können sich Schüler, Lehrer und auch Eltern an dem Kunstwerk in der Wand ihrer Schule erfreuen und es bestaunen. „14 Jahre habe ich festgelegt, weil das nicht zu kurz und dennoch ein noch überschaubarer Zeitraum ist“, erklärt Goldberg. Unter dem Glassockel in der Vitrine befindet sich eine Metallplatte, in die bei Entnahme das Datum einzugravieren ist.
Das Nest besteht aus 14-karätigem Feingold, das insgesamt 814 Gramm wiegt. Goldberg ließ 74 Äste gießen, die zu einem rund 22 Zentimeter großen Nest zusammengesteckt und verflochten wurden. Das entspricht ungefähr der Größe der Nester wie sie Krähen oder Raubvögel in unserem Breiten bauen. Der aktuelle Materialwert des Goldes beläuft sich auf rund 28 000 Euro.
Die Vitrine ist gasdicht verschlossen, schussfest verglast, vollständig verschweißt und vielfach gesichert in die Wand eingelassen. Den ersten Test hat das Sicherheitssystem bereits bestanden.
Wenige Tage nach der Übergabe des Nestes schlugen in der Nacht zum 22. November Unbekannte die Scheibe an der Tür zum Eingang des Schulgebäudes ein. Sie kamen nicht einmal bis zur Vitrine. Ob das Nest daher tatsächlich Ziel des Einbruchs gewesen ist, will die Polizei nicht bestätigen.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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