Ehrlich, ungeschminkt und echt
Ausstellung der Ostkreuzschule porträtiert Marzahn-Hellersdorf im Jubiläumsjahr

Das Foto von drei jungen Mädchen aus Marzahn hat der Fotograf Stefan Weger geschossen. Es ziert auch den Einband des Fotobandes „Fernwärme“.  | Foto: hari
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  • Das Foto von drei jungen Mädchen aus Marzahn hat der Fotograf Stefan Weger geschossen. Es ziert auch den Einband des Fotobandes „Fernwärme“.
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Die Kommunale Galerie Biesdorf zeigt eine Ausstellung von Studenten der Ostkreuzschule für Fotografie. Die Fotos vermitteln ein facettenreiches Bild von Marzahn-Hellersdorf.

Der Titel der Ausstellung „Fernwärme“ greift die beiden wichtigsten Gründungsmythen des Bezirks auf. Da ist zum einen ist das Erlösende, was viele empfanden, die in den Neubaubezirk zogen. Nicht mehr in den Kohlenkeller müssen, warmes Wasser aus dem Hahn an der Wand. Zum anderen ist der Titel eine Anspielung auf die Erfahrung in Häusern der Massensiedlung. Das Wort von den „Arbeiterschließfächern“ wurde noch in der DDR erfunden nicht in der Bundesrepublik. Die Entfremdung und Seelenlosigkeit in den grauen Plattenbauten ist eine spätere Zutat, als nach der Wende viel dem zuvor gepriesenen Paradies den Rücken kehrten.

Die rund 200 Fotos an den Wänden der Ausstellungsräume in Schloss Biesdorf stellen dagegen das Leben im Bezirk in all einer Vielfalt und differenziert dar. Im Musiksaal in der ersten Etage begegnet der Besucher Porträts von Mitgliedern der Seniorengruppe im Stadtteilzentrum Pestalozzi-Treff. Dort treffen sich unter dem Stichwort „Fröhlicher Herbst“ seit 1991 ältere Menschen, um miteinander zu reden und Spaß zu haben.

Dem gegenüber sind in der zweiten Etage Porträts von jungen Erwachsenen zu sehen, die der Fotograf Stefan Weger unter der Überschrift „Vom Kommen, Bleiben und Gehen“ zusammengestellt hat. Er hat ihnen Bilder von einem Spielplatz und erwachendem Grün zur Seite gestellt. „Seit sechs Jahren lebe ich in Neukölln. Marzahn hat mich überrascht, vor allem das viele Grün in dem Bezirk“, erzählt der junge Fotograf.

Die Ausstellung ist aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Bezirksamt und der renommierten Ostkreuzschule für Fotografie zustandegekommen. Seit Mai vergangenen Jahres beschäftigten sich die Studenten mit dem Bezirk, um zum 40. Jahr der Gründung in diesem Jahr diese Ausstellung zu präsentieren.

Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) zeigte sich auf einer Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung erfreut, wie viele Geschichten und Blickwinkel die Studenten gefunden haben. Sie betonte, dass es nicht die Absicht des Bezirksamtes gewesen sei, Fotos für eine Imagebroschüre in Auftrag zu geben. „Es sind ehrliche Bilder vom echten Leben herausgekommen“, sagte sie.

„Wir sind alle Gewinner“, erklärte Ludwig Rauch, Dozent an der Ostkreuzschule. Seine Studenten hätten, anders als bei einem kommerziellen Auftrag, die Möglichkeit gehabt, die Produktion von Fotos ohne irgendwelche inhaltlichen Vorgaben oder Beschränkungen durchzuspielen. An dem Fotoprojekt beteiligten sich rund 20 Studenten. Eine Auswahl von je rund fünf Fotos pro Student wurde in dem vom Bezirksamt herausgegeben Bildband „Fernwärme“ zusätzlich veröffentlicht. Er ist in einer Auflage von 750 Exemplaren erschienen und für eine Schutzgebühr von zehn Euro in ausgewählten Buchhandlungen des Bezirks erhältlich, unter anderem der Thalia-Buchhandlung im Eastgate. ISBN 978-3-00-061942-7.

Die Ausstellung ist bis zum 29. März in Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, jeweils Mo, Mi, Do, Sa, So 10-18 Uhr, Fr 12-21 Uhr zu besichtigen. Eintritt frei.

Das Foto von drei jungen Mädchen aus Marzahn hat der Fotograf Stefan Weger geschossen. Es ziert auch den Einband des Fotobandes „Fernwärme“.  | Foto: hari
Die Serie „Vom plötzlichen Erwachsen-Werden“ von Tamara Eckhardt ist eine von 20 Foto-Serien in der Ausstellung von Studenten der Ostreuzschule in Schloss Biesdorf. 

 | Foto: hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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