Gesichter einer Generation
Fotoausstellung in Schloss Biesdorf zeigt Porträts der „Wendekinder“

Christine Fenzl fotografierte über einen Zeitraum von rund zehn Jahren Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Bezirk.  | Foto: Susanna Kirschnick
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  • Christine Fenzl fotografierte über einen Zeitraum von rund zehn Jahren Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Bezirk.
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Eine Foto-Ausstellung von Christine Fenzl in Schloss Biesdorf präsentiert Porträts der Nachwendejugend im Osten Berlins. Hierfür war die Fotogafin rund zehn Jahre in Marzahn-Hellersdorf und in Lichtenberg unterwegs.

Die Aufnahmen zu „Land unter Sonne – Porträts der Nachwendejugend Ostberlins“ wirken luftig und frisch. Sie entstanden allesamt in den Sommermonaten. „Dahinter steckt schon eine Absicht“, sagt Fenzl. Außerdem sei die Sonne ein starkes Symbol, das in der Propaganda der DDR vielfach verwendet wurde, insbesondere im Zusammenhang mit Zukunft und Jugend.

Die Fotografien von den „Wendekindern“ sollen eine Auseinandersetzung mit dem historischen Umbruch in Berlin, in Deutschland nach dem Mauerfall sein. Sie zeigen Vertreter der Generation, die kurz davor oder danach geboren wurden. Die DDR ist für sie hauptsächlich noch indirekt präsent, durch die Biografien der Eltern und das Lebensumfeld.

Fenzl wurde 1967 in München geboren, studierte Fotografie und kam 1992 im Zusammenhang mit einer Assistenz bei der bekannten US-amerikanischen Fotografin Nan Goldin nach Berlin. Fenzl fotografiert hauptsächlich Kinder und Jugendliche in ihren Lebensumfeldern. Hierzu war sie unter anderem auch in Belfast, Moskau oder Brasilien und Kenia unterwegs. Ihre Fotos sind im Rahmen von Ausstellungen wie in New York oder in internationalen Magazinen zu sehen.

Die Fotografin lebte zunächst im Berliner Westen, inzwischen wohnt sie in Mitte. Hier verlief der Wandel der Stadt so rasant, dass sich kaum noch jemand an den Verlauf der Mauer erinnert. „Ich fürchte, dass die Bilder dieser Zeit verschwinden“, sagt sie. Deshalb sei es ihr wichtig gewesen, der Generation der Wendekinder ein Gesicht zu geben.

Ab 2008 fotografierte sie den ihr weitgehend unbekannten Osten. Meist war sie mit dem Fahrrad unterwegs, sprach mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Was mir als erstes auffiel, war die Offenheit der jungen Menschen“, erzählt sie. Viele besuchte sie später in ihren Wohnungen und fotografierte sie auch dort.

Das letzte Foto entstand 2019. Während der rund zehn Jahre stellte sie wiederum Veränderungen fest, etwa im Umfeld. „Es wurde viel saniert, alles wurde bunter“, schildert sie ihre Beobachtungen. Der Hintergrund, die Plattenbauten und deren Umfeld, gehören bei Fenzl stets zur Bildkomposition. „Auch bei den Jugendlichen wurde es immer bunter, vielfältiger“, sagt sie. Außerdem stellte sie in den Jahren Veränderungen im Kommunikationsverhalten fest. „Das Handy war immer dabei, es wurde oft telefoniert und gesimst“, erläutert sie.

Mit dem gleichen Titel wie die Ausstellung veröffentlichte Fenzl auch einen Bild-Text-Band beim Hatje Cantz Verlag. Er umfasst 160 Seiten mit 118 Bildern und kostet 40 Euro. ISBN 978-3-7757-4609-0.

„Land unter Sonne – Porträts der Nachwendejugend Ostberlins“, Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, www.schlossbiesdorf.de. Die Ausstellung ist bis 14. August Mo, Mi, Do, Sa, So 10-18 Uhr, Fr 12-21 Uhr zu sehen.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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