Galerie und beliebter Treffpunkt
Marzahn-Hellersdorf nimmt Schloss Biesdorf wieder als kulturellen Leuchtturm wahr

Schloss Biesdorf wurde nach der Rekonstruktion im Herbst 2016 als Galerie wiederöffnet.
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Marzahn-Hellersdorf hat viele Einrichtungen, in denen Kunst und Kultur zu Hause sind. Einer der herausragendsten Orte ist Schloss Biesdorf mit seiner kommunalen Galerie.

Diesen Stellenwert hat das 150 Jahre alte Schloss mit nur wenigen zeitlichen Unterbrechungen die meiste Zeit seines Bestehens gehabt. Seit der Rekonstruktion der spätklassizistischen Turmvilla im Jahr 2016 hat sich dieser Stellenwert noch erhöht und mit der Eröffnung einer kommunalen Galerie Anfang 2018 weiter fortgesetzt. Die Galerie hat den Anspruch, Kunst überregional zu präsentieren. Gleichzeitig wird das Schloss mit unterschiedlichsten kulturellen Angeboten wieder ein Treffpunkt der Biesdorfer aber auch der Menschen aus dem ganzen Bezirk.

Ursprünglich ließ sich der Biesdorfer Gutsbesitzer Hans-Hermann Freiherr von Rüxleben das Schloss 1898/69 als Familiensitz erbauen. Doch schon 1887 kam die Turmvilla in den Besitz der Familie von Siemens. Im Eigentum von Wilhelm von Siemens wurde es Ende der 1890er-Jahre einer der gesellschaftlichen Treffpunkte der geistigen Elite von Berlin.

Das Schloss wurde nach Plänen von Heino Schmieden (1835-1913), einem der namhaftesten Architekten des deutschen Kaiserreichs, im italienischen Stil gebaut. Von Siemens ließ den ursprünglichen Schlosspark von dem Landschaftsarchitekten Albert Brodersen (1857-1930) zu einem beeindruckenden Landschaftsgarten im englischen Stil ausbauen und erweitern. Schloss und Schlosspark Biesdorf bilden ein Ensemble, das sich in Berlin kaum ein zweites Mal finden lässt.

Nach dem Kauf des Gutes Biesdorf durch die Stadt Berlin war das Schloss zunächst Polizeistation, dann Amtsstelle und Sitz der NSDAP-Ortsgruppe. Im April 1945 brannte es aus. Die obere Etage wurde zerstört. Später diente das Schloss als Kulturhaus und nach der Wende als Stadtteilzentrum.

Nach der Jahrtausendwende schließlich machte sich der Verein „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf“ verdient um das Schloss. Er ließ von 2002 bis 2007 die Schlossfassade sanieren und warb Fördermittel für die Rekonstruktion ein. Ab 2013 erhielt das Schloss die obere Etage zurück und es wurde zu einer Galerie umgebaut.

Nach der Wiedereröffnung im Herbst 2016 übernahm zunächst die Grün Berlin GmbH das Schloss und betrieb hier eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Die Besucherzahlen blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück, sodass die Gesellschaft zum Februar 2018 das Schloss an den Bezirk zurück gab.

Seitdem betreibt das Bezirksamt das Schloss als kommunale Galerie mit freiem Eintritt. Das Konzept und die Nutzung des Schlosses wurden vom Kopf auf die Füße gestellt. Durch Kooperationen unter anderem mit der Jugendkunstschule des Bezirks oder mit dem Stadtteilzentrum Biesdorf wurde das Angebot um Lesungen, Konzerte, Vorträge und Kunst-Workshops.

Das Konzept ist erfolgreich. So wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres 22 000 Besucher gezählt. Das sind dreimal mehr als im ersten Quartal 2018. Allein die Ausstellung „Fernwärme“ mit Arbeiten von Studenten der Ostkreuzschule für Fotografie zum 40. Bezirksjubiläum im Frühjahr hatte 15 000 Besucher.

Am 16. Juni wird in der Schlossgalerie, Alt-Biesdorf 55, unter dem Titel „Klasse Damen“ eine Ausstellung zu 100 Jahren Berliner Kunstakademie für Frauen eröffnet. Zu sehen sind Arbeiten von Künstlerinnen, die erstmals ab März 1919 an der Königlichen Akademie in Berlin studieren durften. Die Ausstellung soll einen Beitrag zur Diskussion über die Gleichstellung von Frauen in der Gesellschaft leisten. Die Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 16. Juni, von 18 bis 22 Uhr. Anschließend wird die Ausstellung bis 13. Oktober im Schloss zu besichtigen sein.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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