Arbeitsgruppe legt neue Erkenntnisse zur Euthanasie vor
In der ehemaligen Anstalt für Epileptische Wuhlgarten wurde wesentlich mehr und auch länger getötet, als das bisher bekannt war. Das sind zusammengefasst die Erkenntnisse von Forschungen einer Arbeitsgruppe, der zum größten Teil ehemalige Mitarbeiter des Griesinger-Krankenhauses angehören. Es gibt zwei Orte, die an die Vorgänge erinnern. Das ist zum einen der Gedenkstein am heutigen Haus 41 des Vivantes Klinikums im Brebacher Weg 15. Der Stein markiert die Stelle, von der die Transporte losgingen. Reste der Schienen, über die die Transporte liefen, sind noch an dem Ort erhalten.
Der zweite Ort ist die Gedenktafel an dem Massengrab für Tote des Zweiten Weltkrieges auf dem Griesinger-Gelände. In dem Massengrab wurden gestorbene und wahrscheinlich auch getötete geistig behinderte Menschen gleichfalls in großer Zahl begraben.
"Gerade als Anwohner fühle ich mich verpflichtet, diesen Teil unserer Geschichte nicht vergessen zu lassen", sagt Werner Scuda. Er gehört der Arbeitsgruppe genauso an wie Constanze Lindemann, die als Chefärztin in dem späteren Krankenhaus gearbeitet hat. "Die Euthanasie ist Teil der Geschichte meines Faches und diesen Teil müssen wir aufarbeiten", sagt sie.
Weiterhin gehört der Arbeitsgruppe Detlev Strauß an, der gleichfalls in dem späteren Griesinger-Krankenhaus gearbeitet hat. "Wir haben in den Unterlagen herausgefunden, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt, 1939, die Todesrate in der Anstalt sprunghaft anstieg", sagt er. Medizinische Gründe ließen sich nicht erkennen.
Über die neuesten Ergebnisse ihrer Forschungen berichtet die Arbeitsgruppe auf einer Informationsveranstaltung am Sonnabend, 24. November um 17 Uhr in der Krankenhauskirche Wuhlgarten.
Hierzu gehört auch eine Lesung mit der Autorin Helga Schubert. Sie hat in ihrem Buch "Die Welt da drinnen" das Schicksal von Opfern der Euthanasie in der Nervenklinik Schwerin von 1939 bis 1944 aufgeschrieben.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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