Der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter schlägt Alarm
Geflügelzüchter bezeichnen Schutzmaßnahmen gegen die Hühnerkrankheit als zu kostspielig
Das Veterinäramt verlangt nachdrücklich, die Schutzmaßnahmen gegen die Newcastle-Krankheit bei Hühnern einzuhalten. Doch diese sind auf die Massentierhaltung zugeschnitten. Deshalb fühlen sich kleine Hühnerhalter im Bezirk gegängelt.
Das Veterinäramt hat Halter von Hühnern und Truthähnen im Februar aufgefordert, ihre Tiere gegen die Newcastle-Krankheit impfen zu lassen. Die Impfbelege für die Jahre 2017 und 2018 sollen nachgereicht werden.
Das empfinden Hühnerhalter im Bezirk als eine Zumutung. „Von dem Impfstoff gibt es nur Chargen ab 1000 Stück“, sagt Hühnerhalter Thilo Poschmann aus Biesdorf. Er ist Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Berlin-Marzahn. Unter den Kleintierzüchtern gebe es viele, die nur zwei bis drei Tiere halten. „Wegen zwei bis drei Tieren kommt auch kein Tierarzt.“
Massenhaltung von Hühnern gibt es im Bezirk nicht und auch Hofhaltung für den Eigenbedarf, etwa an Eiern, kaum noch. Hühnerhaltung betreiben im Bezirk in der Regel Kleintierzüchter, die in Vereinen organisiert und ihr Geflügel bei gemeinschaftlich organisierten Ausstellungen präsentieren. Beim Veterinäramt des Bezirks sind rund 120 gemeldet. Es geht jedoch davon aus, dass es noch eine Reihe von Hühnerhaltern gibt, die ihre Tierhaltung nicht gemeldet haben.
Die Newcastle-Krankheit ist eine hochgradig ansteckende Viruserkrankung von Hühnern. Sie ist weltweit verbreitet und ähnelt in ihrem Verlauf der gefährlichen Geflügelpest oder Vogelgrippe. Infizierte Tiere scheiden die Newcastle-Viren in großen Mengen über Kot, Körperflüssigkeiten, Nasen- Rachen-, Augensekret und Atemluft aus. Daher können sich die Erreger sowohl unmittelbar von Tier zu Tier als auch über die Luft verbreiten, ferner über Eier, Frisch- und Gefrierfleisch sowie Eipulver. Drastischer Rückgang der Legeleistungen, Fieber, Apathie und Atemnot sind Begleiterscheinungen. Die meisten befallenen Tiere sterben innerhalb von fünf Tagen.
Während der zurückliegenden Monate hat es mehrere Ausbrüche der Tierseuche in Belgien, den Niederlanden und in Luxemburg gegeben. Das Veterinäramt habe es daher als notwendig angesehen, die Hühnerhalter auf die Impfpflicht hinzuweisen, sagt Ordnungsstadträtin Nadja Zivkovic. „Wir halten diesen Weg der Information für geeigneter, als erst im Schadensfall Tierhalter bestrafen zu müssen.“ Die mit der Impfung verbundenen Aufwendungen und Probleme seien bekannt. Impfstoff sei nur in Einheiten von 500 bis 1000 Dosen für die Tiere erhältlich. Das Bundesforschungsinstitut vertrete die Meinung, dass deren Herstellung so kostengünstig sei, dass es nicht ins Gewicht falle, wenn Reste entsorgt würden. „Mir sind nur Impfstoffchargen von mindestens 1000 Einheiten bekannt“, entgegnet Poschmann. Jede Charge koste rund 150 Euro. Sein Verein habe nur noch sieben Mitglieder, auch weil die Veterinärrichtlinien die Tierhaltung immer komplizierter machten.
Außerdem empfiehlt das Veterinäramt den Hühnerzüchtern, sich zusammenzuschließen und ihre Tiere gemeinsam impfen zu lassen. „Das machen wir schon. Trotzdem finden wir wegen der vergleichsweise geringen Zahl von Tieren nur schwer Tierärzte, die bei uns die Impfungen vornehmen wollen“, erklärt Poschmann. Die großen Hühnerhöfe dürften die die Impfungen selbst vornehmen. Warum soll das nicht auch bei uns gehen?“ fragt er. Der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter versuche dies zu erreichen.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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