Ortschronist erinnert an historische Gaststätten
Kneipen oder Gaststätten sind die auf historischen Postkarten am häufigsten vorkommenden Motive. In Vororten von Berlin entstanden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Dutzende von neuen Gaststätten, auch in Biesdorf. "Diese Gaststätten waren zunächst vor allem Ausflugsziele für die wachsende Bevölkerung der Hauptstadt", erläutert Gärtner. Später wurden sie gesellige Zentren für die in den Siedlungsgebieten wachsende Bevölkerung. An den Stammtischen versammelten sich regelmäßig Sport-, Gesangs- und andere Vereine.
Das älteste Wirtshaus in Alt-Biesdorf war der Dorfkrug aus dem 13. Jahrhundert. Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrannt, wurde das Haus damals neu gebaut. Der Dorfkrug existierte bis 1963. Das Haus, Alt-Biesdorf 6, steht zusammen mit dem historischen Ortskern unter Denkmalschutz.
Von den 24 Gaststätten vor dem Zweiten Weltkrieg in Biesdorf gibt es nur noch drei. Das sind die "Alte Remise" in Biesdorf-Nord und die "Grüne Aue" in Biesdorf-Süd. Die älteste noch erhaltene Gaststätte ist das "Paule", direkt am S-Bahnhof.
Der Name der Gaststätte kommt von dem ehemaligen Wirt, Paul Neumann, dessen Familie diese von 1924 bis 1961 betrieb. Petra Guse hat das "Paule" 1998 übernommen. Zuvor hatte sie hier als Kellnerin gearbeitet. Sie hat nicht vor, am "Paule" etwas zu ändern. Es könnte auch sein, dass das Paule nicht mehr lange existiert. "Ich habe gehört, die Bahn will das Grundstück verkaufen", erklärt sie.
Die Gaststätte hat sich den Charme der Berliner Bierkneipe bewahrt und ist eine der letzten Raucherkneipen im Bezirk. Guse setzt auf ihre Stammgäste, die allerdings immer weniger werden. Früher war der Stammtisch jeden Montag, Donnerstag und Freitag voll besetzt. Eine Bank für "Paule" war früher das Studentenwohnheim in der Oberfeldstraße. Studenten kommen kaum noch. Statt Bierseidel zu schwingen, kaufen sich heute Studenten eher einen Sechserpack und chatten in ihren Zimmern am Computer.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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