Kinderschutzgruppe am UKB betreibt Ursachenforschung
Biesdorf. Unter den im UKB behandelten Patienten sind viele verletzte Kinder. Die Kinderschutzgruppe forscht nach den Ursachen solcher Verletzungen.
Am UKB werden rund 6000 Kinder und Jugendliche bis zu 18 Jahre pro Jahr behandelt. Etwa 2000 Kinder davon stationär. Die Hälfte ist unter vier Jahre alt. Bei der größten Anzahl handelt es sich um Bruch- und Brandverletzungen wie sie auch jedem Erwachsenen passieren können.
Verletzungsmuster, die auf Misshandlungen oder Verletzung der Aufsichtspflicht durch Erwachsene hindeuten, sind eher selten, dann aber Fälle für Simon Kuepper, Leiter der Kinderschutzgruppe am Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) und seinem Team. Die seit 2014 ins Leben gerufene Gruppe besteht aus dem Arzt, dem Pflegedienstleiter der Rettungsstelle, Stefan Wollschläger, und einer Gewebespezialistin sowie zwei Sozialarbeiterinnen.
„Die Ursachenforschung ist meist eine schwierige, um nicht zu sagen knifflige Aufgabe“, sagt Kuepper. Der Unfallarzt ist spezialisiert auf die Behandlungen von Brandverletzungen. Oft seien die kleinen Patienten nur bedingt aussagefähig oder auch aussagebereit. Nicht selten versuchten sie, Erwachsene – vor allem wenn es sich um die Eltern handelt – vor Nachfragen zu schützen.
„Unser Bauchgefühl sagt uns schon, wenn an der Darstellung eines Unfallhergangs was nicht stimmt“, erklärt Stefan Wollschläger. Verdachtsfälle werden auf mögliche Ursachen hin genauer untersucht. Bei Gesprächen mit den kleinen Patienten und den Erwachsenen werden Widersprüche in den Darstellungen des Unfallhergangs aufgeklärt oder es wird tiefer gebohrt.
„Verstehen Sie aber recht, wir sind keine Außenstelle der Staatsanwaltschaft, aber wir tragen eine Verantwortung“, erläutert Kuepper. Erst bei eindeutigen Hinweisen auf ein Verschulden seitens Erwachsener werde die Staatsanwaltschaft informiert.
Das verlange schon das Kinderschutzgesetz, das seit 2012 auch die Notfallmediziner stärker in die Pflicht nimmt. Der Anstieg von Verletzungen bei Kindern durch Verletzung der Aufsichtspflicht, wie Kuepper sagt, zeigt, wie richtig dieser Schritt war. „Viele Eltern scheinen heute überfordert,“ erklärt der Unfallarzt. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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