FFC Berlin 04 geht mit neuem Trainer in die Saison
Ziel ist ein Platz weit oben in der Landesliga
Mit bunten Hütchen und Ringen hat Afonso Paulo einen Parcours auf dem Kunstrasenplatz in der Cecilienstraße 80 abgesteckt. Nach einer kurzen Einweisung geht es mit dem Training unter Flutlicht so richtig los. Der neue Coach des Frauenfußball-Clubs Berlin 2004 (kurz FFC Berlin 04) will Tempo und Einsatz sehen, damit seine Spielerinnen pünktlich zur neuen Saison fit sind.
Erst seit dem 1. August ist der 33-Jährige Trainer der ersten Frauen-Mannschaft. Dennoch ist Paulo schon jetzt sehr ehrgeizig. Mit dem Team, das vergangene Saison auf dem siebten Platz gelandet ist, will er möglichst weit oben in der Landesliga mitspielen. Los geht die Saison mit einem Auswärtsspiel beim 1. FFV Spandau am ersten Septemberwochenende.
Afonso Paulo hat schon einige Erfahrung im Amateur- und Nachwuchsfußball. Er selbst hat bei Schwarz-Weiß Neukölln, dem SV Lichtenberg 47 und in der dritten Männermannschaft des BFC Dynamo gespielt. Auch als Trainer hat er schon verschiedene Teams, meist Jungen, betreut. Jetzt möchte er im Frauenfußball weitere Erfahrungen sammeln.
Im Vergleich zu den Männern benötige er bei den Frauen ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl, wie er sagt. Auch werde weniger laut kommuniziert. Sein erster Eindruck von dem Team ist gut. Die Spielerinnen, so hat er beobachtet, seien sehr professionell und würden sich gegenseitig helfen.
Henrike Sager (26) aus Kaulsdorf ist schon länger Teil der Mannschaft. Die Flügelspielerin sagt, sie will „ehrgeizig Fußball spielen und nicht nur wild rumkicken“. Nach der Fußball-WM 2006 in Deutschland hat sie im Alter von zehn Jahren mit dem Fußballspielen beim FFC angefangen. Nach zwischenzeitlich ein paar Jahren in Jena kehrte sie zum Verein in ihrem Heimatbezirk zurück. Die Entwicklung des Frauenfußballs, der ihrer Aussage nach immer ein bisschen unter den Teppich gekehrt und immer wieder als langsam und langweilig bezeichnet werde, bewertet sie positiv. „Das Niveau hat sich deutlich gebessert im Vergleich zu vor zehn Jahren“, so ihre Beobachtung. Mit ihren Teamkolleginnen möchte sie den Marzahn-Hellersdorfer Frauenfußball in Berlin gut präsentieren.
Inzwischen ist der FFC Berlin 04 18 Jahre alt. Gegründet worden ist er am 15. März 2004 als erster reiner Frauen- und Mädchenfußballverein im Osten Berlins. Nach der Aufnahme in den Berliner Fußball-Verband startete der Club noch im selben Jahr in seine erste Spielzeit. Laut der Vorstandsvorsitzenden Yvonne Schumann ist er heute einer von vier reinen Frauenfußball-Vereinen in der Hauptstadt. Neben dem Marzahn-Hellersdorfer Club gibt es noch welche in Spandau, Britz und Moabit. Der FFC zählt aktuell 220 Mitglieder und verfügt neben der ersten Frauenmannschaft über sechs Nachwuchsteams von der F-/G-Jugend bis zur U23. In der Saison 2021/2022 feierte der Verein seinen bisher größten Erfolg, als die C-Juniorinnen erst im Berliner Pokalfinale dem 1. FC Union mit 0:1 unterlagen.
Einige der jungen Spielerinnen könnten vielleicht schon bald für die erste Frauenmannschaft auflaufen. Die trainiert zweimal pro Woche auf dem Sportplatz in der Cecilienstraße 80. Jede zweite Woche kommt noch eine dritte Trainingseinheit dazu. Obendrauf finden an den Wochenenden die Ligaspiele statt. Auch im Amateurfußball herrscht ein straffes Programm, trotz des ganz normalen Berufsalltags. In der Mannschaft gibt es unter anderem Erzieherinnen, Studentinnen, Polizistinnen, eine Lehrerin und eine Apothekerin. Aufgrund des zum Teil großen Altersunterschieds sind manche Frauen im Team bereits Mütter und stehen voll im Berufsleben, während andere noch zur Schule gehen.
Letizia Gattner zum Beispiel gehört mit 17 Jahren zu den jüngsten Spielerinnen der ersten Mannschaft. Die Verteidigerin, die im kommenden Jahr ihr Abitur am Tagore-Gymnasium absolviert, geht in ihre zweite Saison. Seit acht Jahren spielt die Marzahnerin bereits beim FFC. Ein sportliches Vorbild hat sie nicht. Als ihre Stärken bezeichnet sie ihren Überblick und die Ruhe am Ball. Wenn sie anderen Mädchen davon erzählt, dass sie in einem Fußballverein spielt, finden die das meist „krass“. Doch gerade jetzt nach der Frauenfußball-EM und der großen öffentlichen Aufmerksamkeit werden vielleicht schon bald viel mehr Mädchen ihrem Beispiel folgen.
Weitere Informationen zum FFC Berlin 04 gibt es unter www.ffc-berlin.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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