Badeverbot stößt auf Unverständnis
Unterwegs mit den Parkläufern an einem Sonntag am Biesdorfer Baggersee
In diesem Sommer wird das Badeverbot am Biesdorfer Baggersee erstmals überwacht. Das Bezirksamt hat Parkläufer beauftragt, die Besucher des Sees über die geltenden Regeln aufzuklären. Die Berliner Woche beobachtete ihren Einsatz an einem Sommertag.
Am 18. Juli scheint die Sonne bei rund 25 Grad. Nur wenige Wolken am Himmel locken die Menschen wieder zu Hunderten ans Ufer. Für Dmitry Konnikov (32) und Moussa Barfuß (22), zwei der insgesamt vier eingesetzten Parkläufer der Firma „SI3 UG“ („Sicherheit, Soziale Inklusion und Soziale Intelligenz“), eine gewohnte Situation. Beim Rundgang um den See, den sie täglich achtmal absolvieren, sind auch drei Teams des örtlichen Polizeiabschnitts dabei. Normalerweise treten die Parkläufer, die in zwei Schichten täglich von 12 bis 22.30 Uhr anwesend sind, nicht gemeinsam mit der Polizei auf. Heute ist eine Ausnahme. Parkmanager Felix Frerichs, der den Einsatz der Parkläufer im Auftrag des Bezirksamtes koordiniert, hat die Beamten aufgrund von Anwohnerbeschwerden als Unterstützung angefordert. Nach zweihundert Metern trifft die Gruppe auf eine Großfamilie, die es sich im Schatten mit Essen, Getränken und einer Soundanlage gemütlich gemacht hat. Durch eine kurze Ansprache erreicht Moussa Barfuß, dass die Musik leiser gedreht wird. Die Polizei hält sich dabei im Hintergrund, doch bereits die bloße Präsenz dürfte in diesem Fall geholfen haben.
Wenig später werden die Parkläufer von einem Jugendlichen angesprochen. Auf die Frage, ob das Grillen erlaubt sei, erklären sie ihm, dass das Grünanlagengesetz dies nicht erlaubt. Außerdem ist es an diesem Tag viel zu trocken, sodass die Gefahr eines sich ausbreitenden Feuers besteht. Immerhin hat der junge Mann gefragt, was längst nicht jeder macht. „Manche kommen mit Grill, mit Shisha, haben alles dabei“, erzählt Dmitry Konnikov. Die Befugnis, die Verbote durchzusetzen, haben die Parkläufer nicht. Sie können die Gäste nur informieren und die Hintergründe der geltenden Regeln erklären. Wird ihre Ansprache jedoch ignoriert und darauf womöglich sogar aggressiv reagiert, können sie das Ordnungsamt und die Polizei hinzuziehen. „Meistens sind die Leute einsichtig“, erzählt Moussa Barfuß.
Das Badeverbot akzeptieren jedoch viele Seebesucher nicht. An der Ostseite hat das Straßen- und Grünflächenamt extra einen Zaun aufgestellt, damit das Ufer dort nicht abrutscht. Etwa 20 Personen, darunter viele Kinder, beeindruckt das nicht. Sie haben den Zaun einfach umgangen, um ungestört im Wasser planschen zu können.
In diesem Fall machen die Polizeibeamten eine klare Ansage, woraufhin die Menschen ihre Sachen packen und die Stelle nach und nach verlassen. Ein Mann, der mit seinem kleinen Sohn hier badet, zeigt sich verärgert und geht die Parkläufer gereizt an. „Was soll das? Habt Ihr die Polizei geholt?“, will er von ihnen wissen. Parkmanager Felix Frerichs greift ein, erläutert die Hintergründe des Badeverbots und bittet den Mann dafür um Verständnis. „Wie soll man da Verständnis haben? 30 Jahre war es erlaubt!“, erregt sich der Vater. Da schaltet sich ein anderer Badegast ein: „Du brauchst nicht aggressiv zu werden.“ Den Strand verlässt er kurz darauf ebenfalls etwas widerwillig. „Ich verstehe Euch ja vollkommen, aber es sind schon Generationen hier schwimmen gegangen“, sagt er zu den Parkläufern.
Ob das Badeverbot im Lauf der Jahre allgemein akzeptiert wird, muss abgewartet werden. Sein Zweck ist, die Gesundheit der Menschen zu schützen. Weil bei Regen Niederschlagswasser von Straßen, Dächern und anderen versiegelten und teilversiegelten Flächen in den See fließt, hat das Wasser in dem Regenrückhaltebecken der Berliner Wasserbetriebe keine Badewasserqualität. Um das Baden unattraktiver zu machen, ließ die zuständige Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU) Ende März an der großen Liegewiese eine Steinbarriere aufgeschütten. Die Kosten betrugen rund 90 000 Euro. Der hohe finanzielle Aufwand hat indes nicht die vom Bezirksamt gewünschte Wirkung erzielt.
Am Ende des Rundgangs planschen an dieser Stelle etwa zwei Dutzend Personen im Wasser, darunter eine Familie mit zwei Schlauchbooten und ein Stand-Up-Paddler. Ein Mädchen balanciert währenddessen auf den Steinbrocken herum. Auch das ist kein Einzelfall. „Wir mussten deshalb schon ein paar Mal verarzten. Manche Kinder haben Schürfwunden und Schnittverletzungen an Armen und Beinen“, erzählt Dmitry Konnikov.
Insgesamt ziehen die Parkläufer dennoch bisher ein positives Fazit ihres Einsatzes. „Wir bekommen das Feedback, dass es jetzt weniger Müll und Lärm hier gibt“, sagt Moussa Barfuß. Ende September übergeben sie dem Bezirk eine Standortanalyse. Danach wird eine Entscheidung fallen, ob die Parkläufer auch in Zukunft am Biesdorfer Baggersee im Einsatz sein werden.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.