Wenn Teller und Tassen vibrieren
Anwohner in Biesdorf-Süd klagen über Lärm durch Güterzüge
Anwohner der Bahnstrecke in Biesdorf-Süd klagen über permanente Lärmbelästigungen. Sie hoffen, dass der Berliner Senat mit der angekündigten Überarbeitung des Lärmaktionsplans sie besser schützt.
„Bei offenem Fenster ist es im Sommer schwer, einzuschlafen. Häufig genug folgt ein Zug auf den anderen“, erzählt Ramona Kunst. Wenn der Lärm gerade abebbe, schwelle er in der Ferne schon wieder an. Ramona und Bernd Kunst wohnen seit 2011 an der Stader Straße rund 200 Meter von der Bahnstrecke entfernt. Das Ehepaar hat 2011 hier gebaut. Bernd Kunst ist gleich nebenan auf dem Nachbargrundstück aufgewachsen, wo noch heute seine Eltern leben. „Als Kind habe ich den Lärm der Züge gar nicht so stark wahrgenommen. Auch meine Eltern sagen, dass er früher nicht so spürbar war“, erzählt der 38-Jährige. Heute vibrierten manchmal die Tassen und Teller auf den Tischen der Schwiegereltern, erzählt Ramona Kunst.
Ähnliches berichtet Bernd Niewienda, der an der Beruner Straße wohnt. „Als ich vor 22 Jahren hierherzog, bin ich in der ersten Nacht wegen des Lärms fast aus dem Bett gefallen“, erinnert er sich. Er habe den Eindruck, dass vor allem Güterzüge den unerträglichen Lärm verursachen.
Niewienda und das Ehepaar Kunst sind Mitglieder der Bürgerinitiative „Wir sind Biesdorf-Süd“. Die Initiative setzt sich in erster Linie für den Bau der Tangentialen Verbindung Ost (TVO) ein. „Das Thema Bahnlärm hat allerdings von Anfang an bei vielen Mitgliedern eine Rolle gespielt“, sagt BI-Sprecher Andreas Jehmann. Die BI habe versucht, den Lärmschutz an der geplanten Schnellstraße mit dem Lärmschutz an der Bahn zu verbinden. Aus planungsrechlichen Gründen habe der Senat diese Verknüpfung allerdings abgelehnt, erläutert er.
Neue Hoffnung auf mehr Schutz vor Bahnlärm macht der Bürgerinitiative die Überarbeitung des Berliner Lärmaktionsplans. Der Senat hatte dazu die Berliner befragt. Aus Marzahn-Hellersdorf gingen rund 2700 Hinweise auf störenden Lärm ein. Neben Beschwerden wegen Belästigungen durch Straßenlärm in Mahlsdorf gingen vor allem aus Biesdorf in nennenswerter Zahl wegen Schienenlärms ein. Die weitaus größte Zahl von Beschwerden wegen Bahnlärms kommt aus dem Siedlungsgebiet zwischen dem Biesdorfer Kreuz und Biesenhorst, wo Familie Kunst und Bernd Niewienda leben.
Von der Deutschen Bahn dürfen die Anwohner der Bahnstrecke in Biesdorf-Süd kaum Unterstützung erhalten. Auf Nachfrage der Berliner Woche teilte Bahn-Pressesprecher Gisbert Gahler zwar mit, dass es ein Gesamtkonzept zur Lärmminderung im Zuge von Sanierungsmaßnahmen gebe und dass auch die Strecke in Biesdorf-Süd mit aufgeführt sei. „Sie hat aber im Vergleich mit anderen Lärmstrecken keine Priorität.“
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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