Initiative fordert Sitz im Beirat
Bürger demonstrieren für ihre Beteiligung an den Planungen neuer Wohnquartiere im Blankenburger Süden

Vor den Räumen der „Stadtwerkstatt“ demonstrierten Mitglieder der Bürgerinitiative „[Wir sind] Blankenburger & Berliner“ mit Transparenten und grünen Trillerpfeifen.  | Foto: Bernd Wähner
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Mit Transparenten und Trillerpfeifen protestierten die Mitstreiter der Bürgerinitiative „Wir sind Blankenburger & Berliner“ vor wenigen Tagen in der Mitte Berlins, vor der Karl-Liebknecht-Straße 11.

Im ersten Stock dieses Hauses hat die Stadtwerkstatt Berlin ihren Sitz. Und an diesem Ort tagte erstmals in diesem Jahr der Projektbeirat zum Blankenburger Süden. Dieser wurde auf Initiative der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gegründet. Seine 35 Mitglieder sollen die weitere Planung begleiten und Vorschläge erarbeiten, wie es auf den sogenannten Wohnungsbaupotenzialflächen weitergehen soll.

Im März vergangenen Jahres fand die Auftaktveranstaltung zum Blankenburger Süden statt. Statt des bis dahin kommunizierten Potenzials von bis zu 6000 Wohnungen war plötzlich von 9600 bis 10 600 die Rede. Und auch die Anlage Blankenburg sollte nicht verschont bleiben. Da kochten nicht nur bei alteingesessenen Blankenburgern und Siedlern die Emotionen hoch. Auch Kommunalpolitiker konnten nur verständnislos den Kopf schütteln.

Seitdem machen Blankenburger, die sich in der Bürgerinitiative „Wir sind Blankenburger & Berliner“ zusammenschlossen, gegen die Senatspläne mobil.

Der Senat reagierte inzwischen. Von Wohnungsbau auf der Anlage Blankenburg ist keine Rede mehr. Maximal 6000 Wohnungen sollen nun auf den Feldern im Süden des Ortsteils entstehen. Als Versuch, die Kommunikation mit den Bürgern zu verbessern, wurde vor einigen Wochen ein Vor-Ort-Büro eröffnet. Doch mit der Kompetenz der dortigen Ansprechpartner sind die Blankenburger alles andere als zufrieden. „Das Ganze ist eine Farce. Auskünfte, wie es nun weitergeht, bekommen wir dort nicht“, sagt Benjamin Stein von der Bürgerinitiative. Seit vier Generationen wohnt seine Familie bereits in einem Eigenheim in der Anlage Blankenburg. Wie so viele befürchtet auch er, dass die Familie irgendwann ihr Grundstück den Bauplänen opfern muss. Zwar ist von Wohnungsneubau in der Anlage keine Rede mehr, aber für Infrastrukturprojekte wie die Straßenbahnverlängerung sollen Eigentümer und Pächter aus der Anlage weichen.

Auch Katharina Isbrandt befindet sich in einem Wechselbad der Gefühle, wenn sie an die Zukunft ihres Eigenheimes denkt. Auch das befindet sich seit 1955 in Familienbesitz. „Bei mir mischen sich Angst und Verzweiflung mit der Wut, dass hier seit langem lebende Familien vertrieben werden sollen“, sagt sie. „Vor allem den älteren Menschen fehlt die Kraft, sich zu wehren. Deshalb engagieren wir uns generationsübergreifend für den Erhalt der gesamten Anlage Blankenburg.“

Auch Ricci Höferl macht in der Bürgerinitiative mit. „Ich bin seit zehn Jahren Pächter in der Anlage. Mein Sohn wurde hier geboren, und ich würde ihn gern weiter hier aufwachsen sehen.“ Er schlägt vor, den bisherigen Pächtern, die von Frühjahr bis Herbst in der Anlage sind, den Kauf ihrer Grundstücke zu ermöglichen. „Dann könnten wir dauerhaft hierherziehen und unsere bisherigen Wohnungen dem Wohnungsmarkt zur Verfügung stellen.“

Weil man im Senat inzwischen ahnt, wie es um die Befindlichkeiten der Blankenburger bestellt ist, gehen die Planungen für mögliche Infrastruktur- und Bauprojekte recht gemächlich voran. Umso unverständlicher ist für die Mitstreiter der Bürgerinitiative auch, dass bisher keiner von ihnen im Projektbeirat sitzen darf. „Mit unserer Demonstration fordern wir einen Sitz im Beirat ein. Außerdem wollen wir mit unserem Protest die Planungen in eine richtige, für uns verträgliche Richtung lenken“, sagt Benjamin Stein.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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