Vier Teams stellen ihre Test-Entwürfe vor
Wie es im Blankenburger Süden aussehen könnte
Welche Möglichkeiten gibt es, im Blankenburger Süden ein neues Wohnquartier nach ökologischen und städtebaulichen Vorgaben zu entwickeln? Konzeptionelle Ideen dazu erarbeiteten in den zurückliegenden Monaten vier Planerteams in einem „kooperativen städtebaulichen Werkstattverfahren zum Blankenburger Süden“.
Nachdem Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) am 3. März 2018 erstmals Pläne für die Bebauung des Blankenburger Südens öffentlich vorstellte, gab es viel Empörung und Kritik. Diesen Plänen zufolge sollten zum Beispiel große Teile der Anlage Blankenburg dem Wohnungsbau und nötiger Verkehrsinfrastruktur weichen. Es gab massiven Widerstand von Bewohnern der Anlage, Anrainern und der Pankower Bezirkspolitik. Inzwischen sind diese Pläne zwar vom Tisch. Doch gebaut wird trotzdem, und zwar in einem sogenannten „unbebauten Kernbereich“ von etwa 150 Hektar Größe.
In einer EU-weiten Ausschreibung im Sommer 2019 suchte die Senatsverwaltung nach „erfahrenen und kreativen Teams aus Stadtplanern, Architekten sowie Landschaftsarchitekten“. Aus dem Bewerberpool wurden mit Unterstützung des Projektbeirats „Stadt behutsam weiterbauen im Blankenburger Süden“ vier Teams ausgewählt. Diese präsentierten der Öffentlichkeit Ende Februar erste Zwischenergebnisse. Anwohner konnten im Rahmen eines Werkstattverfahrens Hinweise und Anregungen geben und Vorschläge machen. Danach arbeiteten die Planer weiter an ihren Entwürfen.
Die nunmehr fertiggestellten Test-Entwürfe sollten eigentlich in einer weiteren Werkstattveranstaltung in diesem Sommer Anwohnern vorgestellt und mit ihnen diskutiert werden. Weil das wegen der Corona-Pandemie nicht möglich ist, findet die Präsentation und Diskussion nun online statt. Bis zum 15. August 2020 kann sich jedermann auf https://mein.berlin.de/projects/blankenburger-sueden zu den vier von den Planern erstellten Varianten äußern.
Straßenbahn M2 als Rückgrat
der Verkehrserschließung
Alle Entwürfe haben einen starken Bezug zur Landschaft. Sie integrieren vorhandene Grünflächen und Freiräume in die Baustruktur. Wichtige Biotopstrukturen werden erhalten, Gemeinschafts- und Mietergärten sind vorgesehen. Der Umgang mit anfallendem Regenwasser und dessen Nutzung wurde von den Planern ebenso aufgegriffen wie die Einordnung von Schulstandorten auf der Fläche. Auch soziale und kulturelle Einrichtungen wie Kindertagesstätten, eine Bibliothek, ein Volkshochschulstandort sowie Jugend- und Senioreneinrichtungen wurden mitgeplant.
Die Testentwürfe geben außerdem Anregungen, wie das neue Stadtquartier im Blankenburger Süden räumlich und funktional mit der bestehenden Umgebung verbunden werden kann. Das Rückgrat der Verkehrserschließung ist in allen Entwürfen die Trasse der Straßenbahn M2. Sie soll vom Alexanderplatz kommend über Heinersdorf hinaus bis zum S-Bahnhof Blankenburg verlängert werden. Auch die übergeordnete Verkehrserschließung wurde in allen Entwürfen mitbearbeitet. In ihnen finden sich Lösungsvorschläge zur Entzerrung bestehender Engstellen.
Bis zu 6000 Wohnungen
Vorgesehen ist nach wie vor, dass bis zu 6000 Wohnungen im Blankenburger Süden neu gebaut werden. In ihnen könnten bis zu 12 000 Menschen ein neues Zuhause finden. „Die Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt ist weiterhin angespannt“, sagt der Staatssekretär für Wohnen, Sebastian Scheel (Die Linke). „Deshalb hat die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, insbesondere auf landeseigenen Flächen, Priorität. Wir haben, dank der guten Arbeit der vier Planerteams, jetzt vier Varianten auf dem Tisch liegen, die zeigen, wie das neue Stadtquartier in der Zukunft aussehen könnte.“
Darüber können sich die Anwohner des Gebiets nicht nur im Internet informieren, sondern auch in einer Planungszeitung. Diese wird in diesen Tagen an alle Haushalte in den Ortsteilen in Blankenburg und Heinersdorf als Postwurfsendung verteilt. Sie kann aber auch von https://bwurl.de/14pe heruntergeladen werden.
Wie geht es nun weiter? Nach Beendigung der aktiven Werkstattphase zum Blankenburger Süden werden die Ergebnisse zusammengefasst und für die abschließende Sitzung des Projektbeirates und des Empfehlungsgremiums aufbereitet. Die Gremien diskutieren die Vorschläge und erarbeiten im Ergebnis Empfehlungen zum weiteren Umgang. Auf deren Grundlage wird im Anschluss an das Werkstattverfahren ein Struktur- und Nutzungskonzept für den weiteren Planungsprozess erstellt. Danach kann mit konkreteren Planungen begonnen werden. Bevor der erste Grundstein gelegt wird, werden aber noch einige Jahre ins Land gehen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.