In knapp vier Minuten ausrücken
Freiwillige Feuerwehren sind unverzichtbar

Sascha Guzy ist Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Blankenburg und zugleich Vorsitzender des Berliner Landesfeuerwehrverbandes. | Foto: Bernd Wähner
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  • Sascha Guzy ist Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Blankenburg und zugleich Vorsitzender des Berliner Landesfeuerwehrverbandes.
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Wenn ihr digitaler Meldeempfänger piept, machen sich Sascha Guzy und seiner Kameraden so schnell es geht auf den Weg zur Feuerwache in Alt-Blankeburg 9. Denn die freiwilligen Feuerwehrleute haben nur vier Minuten Zeit, um zum Einsatzort auszurücken.

„Die Einsatzmeldung geht an alle aktiven Einsatzkräfte der Wehr. Sobald die Meldung kommt, rennen wir alle los, denn wir wohnen alle im Einzugsbereich der Feuerwache“, erzählt Wehrleiter Sascha Guzy. Auf dem Pieper gibt es erste Informationen zum Einsatzort, zum Einsatzmittel beziehungsweise angeforderten Einsatzfahrzeug sowie zur Adresse des Einsatzes. In der Feuerwache steht außerdem ein Einsatz-Drucker. Wenn die Feuerwehrleute die Wache betreten, hat dieser bereits eine Seite mit weiteren Details ausgedruckt. Diese Informationen kommen von der Leitstelle der Berliner Feuerwehr, die auch die Einsatzkräfte alarmiert.

Rund 300-mal im Jahr alarmiert

„Wir in Blankenburg werden jedes Jahr rund 300-mal alarmiert“, berichtet Sascha Guzy. „Andere Feuerwachen haben weit höhere Alarmierungszahlen. Das geht bis 1200. Vor allem in Plattenbaugebieten sind die Zahlen hoch. Aber wir erleben generell in Berlin einen Anstieg der Alarmzahlen.“ Heute sind es allerdings weniger Brände, zu denen die Feuerwehrleute gerufen werden: „Wir haben mehr technische Hilfeleistungen zum Beispiel nach Unfällen zu leisten, Hindernisse zu beseitigen oder wir werden zu Notfalleinsätzen gerufen.“

Doch nicht alle Freiwilligen Feuerwehren haben einen eigenen Ausrückbereich, so wie die in Blankenburg. „Es gibt zum einen die Wehren vom Typ A, wie wir eine sind. Und dann gibt es die Freiwilligen Feuerwehren vom Typ B, die sich meist auf Berufsfeuerwachen oder in deren Nähe befinden. Die haben keinen eigenen Ausrückbereich. Sie werden alarmiert, wenn die Kameraden der betreffenden Berufsfeuerwehr bereits komplett ausgerückt sind und die Wache deshalb besetzt werden muss. Oder aber, wenn bei Großereignissen weitere Feuerwehrleute benötigt werden.“

Immenser zeitlicher Aufwand

Sascha Guzy ist nicht nur Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Blankenburg. Er ist seit zehn Jahren zugleich Vorsitzender des Berliner Landesfeuerwehrverbandes, der Dachorganisation der Freiwilligen Feuerwehren Berlins. „Derzeit haben wir 58 Freiwillige Feuerwehren in Berlin mit rund 1500 Kameradinnen und Kameraden“, berichtet der 45-Jährige. Sie ergänzen das Einsatzpotenzial und das Netz der Berufsfeuerwehren, von denen es insgesamt 35 mit rund 4500 Beschäftigten in der Stadt gibt. „Im Unterschied zu den Berufsfeuerwehren läuft bei uns alles rein ehrenamtlich, neben Familie und Beruf. Das heißt, bei uns ist das Engagement in der Feuerwehr mit einem zusätzlichen zeitlichen Aufwand verbunden“, berichtet der Vorsitzende des Feuerwehrverbands. „Bei uns sind im Prinzip alle Berufsgruppen vertreten – vom Handwerker über die Verkäuferin bis zum Akademiker.“

Nachwuchs aus den Jugendfeuerwehren

Doch wie kommen die Kameraden überhaupt zur Freiwilligen Feuerwehr? „Etliche sind bereits familiär 'vorbelastet'. Da war der Vater oder gar der Großvater schon bei der Feuerwehr“, berichtet Sascha Guzy. „Unsere wichtigste Nachwuchsquelle sind aber die Jugendfeuerwehren, von denen es in Berlin 48 gibt.“ So machen zum Beispiel in der Blankenburger Jugendfeuerwehr 30 Kinder und Jugendliche im Alter ab acht Jahre mit. „Und viele unserer heutigen Kameraden wechselten aus der Jugendfeuerwehr in unsere Einsatzabteilung.“ Natürlich gibt es ab und an auch Quereinsteiger, also Menschen, die sich erst im Erwachsenenalter entscheiden, ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig zu sein.

Doch welche Voraussetzungen sollten Menschen mitbringen, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren? „Sie sollten eine gewisse Fitness mitbringen und müssen die ärztliche Tauglichkeitsuntersuchung überstehen“, zählt Sascha Guzy auf. Außerdem sollten sie natürlich bereit sein, anderen Menschen zu helfen, und sie müssen sich im Klaren darüber sein, dass in dieses Ehrenamt viel Zeit zu investieren ist. Wer fest entschlossen ist, bei der Feuerwehr mitzumachen, absolviert eine Grundausbildung innerhalb einer zweijährigen Probezeit. „Die Ausbildung ist modular aufgebaut. Sie kann entweder in Tages- oder in Abendlehrgängen absolviert werden“, so der Landesverbandsvorsitzende. Nach der Grundausbildung wird dann vorausgesetzt, dass sich jeder auch immer wieder weiterbildet.

"Ein großes Thema ist die Feuerwehrrente"

Teil der Weiterbildung sind auch die Übungsabende, zu denen sich die 27 Blankenburger Feuerwehrleute der Einsatzabteilung zweimal im Monat treffen. An diesen werden Wissen und Fertigkeiten ebenso aufgefrischt wie der Umgang mit der Technik. Doch wie sind die Freiwilligen Feuerwehren technisch ausgestattet? „Wir haben in Blankenburg ein LHF, das ist ein Löschhilfefahrzeug, ein LF KatS, das ist ein Löschfahrzeug beziehungsweise Katastrophenschutzfahrzeug, sowie ein TLF, das ist ein Tanklöschfahrzeug“, berichtet der Wehrleiter. Während LHF und LF in Blankenburg neu sind, wird das TLF allerdings wohl nur noch so lange in Betrieb bleiben, wie es sich wirtschaftlich rechnet. Ein neues ist nicht in Sicht.

Deshalb wundert es nicht, dass Sascha Guzy als Vorsitzender des Berliner Landesfeuerwehrverbandes namens seiner Kameraden auch Wünsche an die Politik hat: „Wir wünschen uns, dass weiterhin in Fahrzeugtechnik investiert und die Sanierung alter Feuerwehrgebäude vorangetrieben wird. Und natürlich wünschen wir uns eine Förderung unseres Ehrenamtes. Ein großes Thema ist hierbei die viel diskutierte Feuerwehrrente.“

Näheres zum Landesfeuerwehrverband und zu den Freiwilligen Feuerwehren Berlins ist auf www.lvff-berlin.de zu erfahren.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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