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Sammler Rainer Winkelmann löst sein Archiv auf

Rainer Winkelmann in seinem Archiv. Auch wenn er sich bereits von rund der Hälfte seines Bestandes getrennt hat, sind die Regale immer noch mit Filmprogrammen, Autogrammkarten, Filmzeitschriften und Büchern gefüllt. | Foto: Bernd Wähner
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  • Rainer Winkelmann in seinem Archiv. Auch wenn er sich bereits von rund der Hälfte seines Bestandes getrennt hat, sind die Regale immer noch mit Filmprogrammen, Autogrammkarten, Filmzeitschriften und Büchern gefüllt.
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Unter dem Motto „Stadt der Sammler“ stellten wir in der vergangenen Ausgabe Menschen vor, die für ihre Sammelleidenschaft seit Jahren brennen. Doch manch einer möchte sich, vor allem mit Blick auf sein Alter, vom Gesammelten trennen. Rainer Winkelmann ist so ein Sammler.

Mit Herzblut und Leidenschaft legte er seit über Jahren eine unfassbar umfangreiche Sammlung mit Filmprogrammen und weiteren cineastischen Publikationen an. Dass er mit dem Sammeln begann, ist einem Zufall geschuldet. Er brachte Anfang der 1980er-Jahre mehrere gebundene Pakete Altpapier zu einer SERO-Aufkaufstelle. Für die jüngeren Leser sei erklärt: SERO war die Abkürzung für das VEB Kombinat Sekundär-Rohstofferfassung. Das war ein Unternehmen in der DDR, das Sekundärrohstoff-Annahmestellen und ein -Wiederverwertungssystem betrieb.

In seiner SERO-Annahmestelle entdeckte Rainer Winkelmann eines Tages ein verschnürtes Paket mit Filmprogrammen. Bei näherer Betrachtung stellte er fest, dass es Programme des DDR-Filmverleihers Progress waren. Die interessierten ihn. Deshalb fragte er den Altpapieraufkäufer, ob der den Schwung mit annähernd 50 Programmheften haben könne. Der sagte nur: „Nimm dir doch das Paket mit, wenn du daran Freude hast.“

Rainer Winkelmann in seinem Archiv. Auch wenn er sich bereits von rund der Hälfte seines Sammlungsbestandes getrennt hat, sind die Regale immer noch mit Filmprogrammen, Autogrammkarten, Filmzeitschriften und Büchern gefüllt. | Foto: Bernd Wähner
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Der Sammler hatte daran Freude. Wenig später war er wieder dort. Er fragte, ob er sich in den Altpapierbergen nach weiteren Filmprogrammen umschauen könne. „Der Altpapieraufkäufer gestattete mir das. Ich fand zwar keine weiteren Programme, aber dafür einen anderen Schatz: einen Katalog mit dem Titel ‚Filmprogramme in der DDR 1945-1975‘“, berichtet Rainer Winkelmann. „Nun konnte ich bei den vorhandenen und später bei allen weiteren gelisteten Programmen, die in meinen Besitz gelangten, ein Häkchen machen. Damit hatte ich mir nun selbst den ‚Zwang‘ auferlegt, möglichst viele Häkchen machen zu wollen. Das war nur möglich, wenn ich auch viele Programme zusammenbekomme.“

Zu dem Altpapieraufkäufer baute der Blankenburger ein gutes Verhältnis auf. Er legte ihm, wenn er glaubte, dass ihm in Bezug auf das Thema Film etwas interessieren könnte, nicht nur Filmprogramme aus Ost oder West oder aus der Vorkriegszeit beiseite, sondern auch Filmzeitschriften und -bücher. Seine Frau war über die Sammlertätigkeit nicht sehr erfreut: „Andere bringen ihr Altpapier weg und du schleppst es bündelweise zu uns nach Hause“, sagte sie zu ihm. „Wir einigten uns zumindest darauf, dass ich nichts davon in unserer Wohnung ablege“, so der Sammler. Winkelmann begann, auch alles Greifbare über Schauspieler, Regisseure und Sonstiges zum Thema Film zu sammeln. „Aus diesem Grunde schnitt ich fortan entsprechende Artikel und Bilder aus Zeitungen und Zeitschriften aus und sortierte sie in alphabetisch gefächerte Mappen.“

Mit dem Fall der Mauer verschwand auch der SERO-Aufkäufer. Doch nun gab es auf einmal ungeahnte Möglichkeiten, den Sammlerkreis zu erweitern. Da waren die vielen Floh- und Trödelmärkte, Filmsammlerbörsen, Antiquariate und Buchhandlungen, und später kam noch das Internet hinzu. „Ich musste achtgeben, dass ich nicht einen ungebremsten Rausch verfalle, so verlockend die Angebote auch waren“, gesteht der inzwischen 80-Jährige.

In den 90er-Jahren eröffnete sich für den Sammler die Möglichkeit, in einem Nebengelass seines Gartengrundstücks seine Sammlungsbestände noch übersichtlicher zu ordnen. So entstand ein umfangenes Filmarchiv. Das ermöglichte Rainer Winkelmann auch, Ausstellungen zu gestalten. Davon zeigte er bereits einige, unter anderem im Kino Toni, in der Stadtteilbibliothek Karow oder im Brosehaus des Vereins Freundeskreis der Chronik Pankow. Dieser Verein bereitet derzeit eine Ausstellung zur Alt-Pankower Kinogeschichte vor. Zur Vorbereitungsgruppe gehört – natürlich – Rainer Winkelmann. Unter anderem schreibt er Texte für die geplante Publikation zur Ausstellung.

Mit Blick auf sein Alter stellt sich der 80-Jährige die Frage: Was passiert eigentlich mit der Sammlung, wenn ich mal nicht mehr bin? Ihm war klar, dass er solch eine umfangreiche Sammlung vielleicht nicht komplett an jemand übergeben könnte. Inzwischen hat er aber eine Einrichtung gefunden, die seinen Sammlungsbestand zu Filmen im deutschsprachigen Raum übernommen hat. Das waren immerhin 40 Umzugskartons.

Doch noch ist das Archiv des Blankenburger Sammlers voll mit Material zu Filmen aus anderen europäischen Ländern, aus den USA und aus anderen Teilen der Erde. Auch für Teile dieser Sammlung hofft Rainer Winkelmann Gleichgesinnte zu finden. „Ich möchte meine Sammlungsbestände in guten Händen wissen“, sagt er.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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