Tierische Leidenschaft: Blankenburger Züchterverein feiert seinen 100. Geburtstag

Achim Ulrich züchtet vor allem Lohkaninchen. | Foto: Bernd Wähner
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Blankenburg. Haben sie schon mal von Dalmatiner Rex oder Marans gehört? Lutz Gabriel hat täglich mit diesen Tieren zu tun. Er züchtet nämlich Kaninchen und Hühner.

Der Züchter ist zudem Vorsitzender des Kleintierzüchtervereins Blankenburg. Dieser feiert dieser Tage seinen 100. Geburtstag. Das ist vor allem deswegen etwas Besonderes, weil es kaum noch Kleintierzüchtervereine in der Region gibt.

Das war vor 100 Jahren noch ganz anders. Seinerzeit schlossen sich Kleintierhalter aus sehr praktischen Gründen zusammen. Sie kamen leichter und preiswerter an Futter und Weidefläche heran. Fast jeder Ort hatte seinen Verein. Wer heute noch Kleintiere züchtet, für den ist das indes ein reines, aber äußerst faszinierenderes Hobby.

Der Blankenburger Kleintierzüchterverein gründete sich 1917 auf Initiative von Franz Lucht. Der war zwar SPD-Abgeordneter in Berlin, hatte aber eine Parzelle in Blankenburg. Der Ort lag seinerzeit noch vor den Toren der Stadt. In der damaligen Gaststätte des Ehepaares Nüske in der Gutenfelsstraße schloss sich Lucht mit zehn Gleichgesinnten zusammen. „Seinerzeit war aber nicht der Schwerpunkt die Zucht, sondern mehr die Haltung“, sagt der Blankenburger Ortschronist Hansjürgen Bernschein. Dieser schrieb die Vereinschronik zum 100. Geburtstag. „Das lag vor allem daran, dass im Ersten Weltkrieg die Nahrungsmittel knapp waren. Man setzte auf Selbstversorgung.“ Vor allem Ziegen und Hühner wurden gehalten. Die Vereinsmitglieder bekamen von der Gemeinde Blankenburg eine Wiese zur Verfügung gestellt und Zuchttiere finanziert.

In den Folgejahren wuchs der Verein stetig. Das Thema Selbstversorgung war immer ein Thema, auch zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Wer kein Vereinsmitglied war, kam kaum an Futter heran. So wundert es nicht, dass die Vereinsstatistik Anfang der 40er-Jahre 113 Mitglieder verzeichnete. „Zu DDR-Zeiten waren wir dann etwa 80“, berichtet Lutz Gabriel. „Da war es nämlich schwer, Futtergetreide zu bekommen. Deshalb wurden bei uns auch viele Kleintierhalter Mitglied, die gar nicht züchteten.“ Nach 1990 trennte sich dann die Spreu von Weizen. Futter gab es im Überfluss. Und die wirklichen Züchter blieben unter sich.

„Zurzeit hat unser Kleintierzüchterverein 18 Mitglieder. Die kommen inzwischen nicht nur aus Blankenburg, sondern aus ganz Berlin und aus dem Umland“, so Gabriel. „Etwa ein Drittel davon sind Frauen.“ Wie facettenreich sein Hobby ist, macht Lutz Gabriel deutlich, als er aufzählt, was denn überhaupt alles gezüchtet wird: Da sind zum Beispiel die Großgeflügelrassen wie Gänse, Enten und Puten, Hühner- sowie Zwerghuhn-Rassen, Ziergeflügel wie Tauben und sämtliche Kaninchenrassen.

Der heutige Vereinsvorsitzende kam über seinen Opa Richard Herrmann zur Kleintierzucht. „Der wohnte seit 1929 in Blankenburg und war bereits im Verein Mitglied“, erzählt Lutz Gabriel. „Alte Blankenburger werden ihn noch kennen. Er betrieb hier Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre die Eierannahmestelle.“ Die Liebe seines Opas zu Tieren färbte ab. Gabriel begann Hühner und Kaninchen zu halten und zu züchten.

Seinen Schwerpunkt hat der 61-Jährige auf die Zucht von Seidenhühnern Weiß gelegt. „Ich finde diese Hühnerrasse wunderschön“, schwärmt er. Aber auch Marans-Hühner und die Kaninchenrasse Dalmatiner Rex dreifarbig züchtet er.

Bereits seit 1961 ist Achim Ulrich Züchter. Der langjährige Tätowiermeister und Zuchtwart für Kaninchen ist Ehrenmitglied des Vereins. „Ein damaliges Vereinsmitglied hielt Ziegen und hatte dazu ein paar Kaninchen im Stall“, erzählt der 82-Jährige. „Ich war damals acht Jahre alt, und war sofort von den Kaninchen begeistert. Seitdem habe ich Kaninchen.“ Seine Spezialrasse sind Lohkaninchen schwarz.

Für Gabriel und Ulrich steht vor allem die Liebe zu den Tieren im Vordergund. Natürlich sind sie auch von einem gewissen Ehrgeiz bei der Zucht ihrer Tiere getrieben. Bestätigung für den Erfolg gibt es dann zum Beispiel bei Rassegeflügel- und Rassekaninchenschauen und -wettbewerben. „Mehrere große Preise konnten unsere Mitglieder bereits erringen“, sagt Lutz Gabriel.

Größter Wunsch der Mitglieder zum 100. Geburtstag des Vereins ist, dass noch mehr jüngere Leute das Hobby der Kleintierzucht für sich entdecken und den Weg in den Verein finden. Dessen Mitglieder treffen sich an jedem letzten Freitag im Monat um 19 Uhr in der Feuerwache am Dorfanger Alt-Blankenburg. Interessierte können sich auch unter  0173 219 20 46 melden. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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