Eine mögliche Alternative zu Antidepressiva: Johanniskraut

Gerade in diesen Wochen der Isolation fühlen sich viele Menschen antriebslos, bei Einigen kann dies zu einer Depression führen. Um diese zu behandeln, muss nicht unbedingt auf Antidepressiva zurückgegriffen werden, zumal diese nicht selten bedenkliche Nebenwirkungen haben. Die mögliche Lösung: Johanniskraut.

Was Studien belegen

Laut einer Studie vom aus dem Jahr 2005 ist Johanniskraut bei einer mittelschweren bis schweren Depression genauso wirksam wie Paroxetin. Bei der Anwendung von Johanniskraut machen sich indes weniger Nebenwirkungen bemerkbar. Anstoß zu dieser Studie gab, dass Johanniskraut schon seit vielen Jahrhunderten in der Naturheilkunde verwendet wird. Alte Aufzeichnungen belegen, dass Johanniskraut auch bei gedrückter Stimmung und Minderung des Lustempfindens und der Leistungsfähigkeit helfen kann. Das Wort Depression kannte man damals noch nicht.

Bei leichter bis mittelschwerer Depression konnte Johanniskraut-Extrakt bereits in anderen Studien eine ähnlich gute Wirkung wie Antidepressiva oder den Serotonin-Wiederaufnahmen-Hemmer nachgewiesen werden. Es bestanden zu Beginn der Studie allerdings Zweifel daran, ob Johanniskraut-Extrakt auch bei schweren Depressionen als Therapie eingesetzt werden kann.

Studien-Umgebung

Die Probanden dieser Studie waren Frauen und Männer im Alter von 18 bis 70 Jahren. Insgesamt nahmen an der Studie 244 Probanden teil. Das Durchschnittsalter betrug 47 Jahre. 69 Prozent der Probanden waren Frauen. Diese litten alle an mittelschweren bis schweren Depressionen. Die entsprechenden Symptome begleiteten diese Probanden seit einem Zeitraum zwischen 2 und 52 Wochen. Die Erkrankung der Probanden verlief dabei ohne Psychose.

Einschlusskriterien waren dabei andere psychische Erkrankungen sowie eine Suizidgefahr bzw. Suizidversuche in der Vergangenheit. Die Studie war vom Studiendesign her randomisiert und als kontrollierte Doppelblind-Studie ausgelegt. Der Studienort bzw. die Studienorte waren 21 deutsche Privatpraxen für Psychiatrie. Die Interventionsgruppe 1 erhielt pro Tag 900 bis 18000 mg Johanniskraut-Extrakt. Die Interventionsgruppe 2 erhielt pro Tag 20 bis 40 mg Paroxetin. Das Diagnosewerkzeug dieser Studie war die Hamilton Depression Skala. Als Studienzeitraum wurden 6 Wochen festgelegt.

Überprüft werden sollte mit dieser Studie: Hilft Johanniskraut gegen mittelschwere bis schwere Depressionen? Bzw. ist Johanniskraut-Extrakt in dieser Hinsicht klinisch genauso wirksam wie Paroxetin? Angestrebt wurde als Ergebnis im Vorfeld eine durchschnittliche Verbesserung auf der Hamilton Depression Skala. Und zwar dass dieses Ergebnis um nicht mehr als 2.5 Punkte von Paroxetin unterscheiden sollte.

Ergebnis

Nach 6 Wochen wurde die Studie abgeschlossen und ausgewertet. Dabei kam heraus, dass bei 57 Prozent der Probanden, die mit Johanniskraut-Extrakt behandelt wurden, die Dosis in den 6 Wochen, solange die Studie dauerte, erhöht werden musste. In der Gruppe der Probanden, die mit Paroxetin behandelt wurden, lag dieser Anteil bei 48 Prozent. Nach dem Abschluss der Studie und der Auswertung aller einzelnen Ergebnisse stellte sich heraus, dass Die Probanden, die Johanniskraut-Extrakt über die 6 Wochen Studiendauer eingenommen hatten, eine signifikant größere Verbesserung war als bei den Probanden, die Paroxetin einnahmen. Allerdings wurde der angestrebte Schwellenwert von 2.5 auf der Hamilton Depression Skala nicht erreicht.

Ausgewertet wurden für das Gesamtergebnis der Studie auch, inwieweit Nebenwirkungen auftraten bei den Probanden, die Johanniskraut-Extrakt und Paroxetin einnahmen über den Zeitraum von 6 Wochen. Das Ergebnis hier war, dass die Probanden, denen Johanniskraut-Extrakt verabreicht wurde, 172 Mal Nebenwirkungen anmeldeten. Die Gruppe, die Paroxetin einnahm, klagte indes 269 Mal über Nebenwirkungen. Neurologische Nebenwirkungen traten dabei i bei den Probanden, die Paroxetin einnahmen 61 Mal auf, bei der Gruppe, die Johanniskraut-Extrakt einnahm nur 35 Mal. Am häufigsten waren es gastrointestinale Nebenwirkungen, die gemeldet wurde. Aus der Gruppe der Probanden, die Johanniskraut-Extrakt einnahmen, war dies 59 Mal der Fall. In der Gruppe der Probanden, die Paroxetin einnahmen, gab es 106 Mal Fälle von gastrointestinalen Nebenwirkungen.

Fazit

Mit dieser Studie haben Forscher bewiesen, dass die Wirkung von Johanniskraut tatsächlich vergleichbar wirkt wie ein Antidepressiva oder ein Serotonin-Wiederaufnahmen-Hemmer, insbesondere bezogen auf Paroxetin. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher, obwohl der angestrebte Schwellenwert von 2.5 auf der Hamilton Depression Skala nicht erreicht wurde. Die Wirkung von Johanniskraut gegen mittelschwere und schwere Depressionen ist mit dieser Studie somit bewiesen worden. Bestätigt werden konnte durch diese Studie auch, dass die Verwendung von Johanniskraut-Extrakt bei einer mittelschweren bis schweren zu signifikant weniger Nebenwirkungen führt.

Autor:

Roswitha Beyer aus Blankenburg

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