Spuren des Lagers unter Schutz
Einstiges Krankensammellager jetzt Bodendenkmal

Auf dieser Fläche in Blankenfelde befand ich das frühere Ostarbeiterlager. | Foto: Bezirksamt Pankow
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Die noch vorhandenen Spuren des einstigen Krankensammellagers in Blankenfelde sind als Bodendenkmal unter Schutz gestellt worden. Das entschied das Landesdenkmalamt Berlin.

Das Lager befand sich zwischen Bahnhofstraße und dem Alten Bernauer Heerweg. Es entstand 1940/41 im Auftrag der Deutschen Reichsbahn als Zwangsarbeitslager. Mehrfach änderten sich Nutzung und Zuständigkeiten. Im Vergleich zu den meisten anderen Lagern, die die Nationalsozialisten zur Internierung von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen oder anderen Gruppierungen angelegt hatten, sind die Spuren in Blankenfelde-Nord relativ gut erhalten, schätzt das Landesdenkmalamt ein. Das Gelände lag nach 1961 im Bereich der Berliner Mauer und wird heute landwirtschaftlich genutzt.

Der Runde Tisch Blankenfelde hatte 2009 erste archäologische Untersuchungen initiiert. 2021 fanden sich mit Hilfe geophysikalischer Messungen flächendeckend Fundamente von Baracken und anderer Gebäude sowie Nachweise für Versorgungsleitungen, eine Abfallgrube und Fliegerdeckungsgräben. Diese erhaltenen Relikte sind denkmalwert aus historischen und wissenschaftlichen Gründen, heißt es von Seiten des Landesdenkmalamtes.

Die Geschichte des Lagers ist auch durch schriftliche Quellen ungewöhnlich gut dokumentiert. Seit August 1942 diente es als Rückkehrer-Sammellager für kranke, schwangere oder aus anderen Gründen nicht mehr arbeitsfähige Zwangsarbeiter. Diese sollten zunächst von hier aus in den Osten abgeschoben werden. Doch bald unterblieben diese Transporte. Die geschwächten Menschen überließ man im Krankensammellager ihrem Schicksal – ohne medizinische Versorgung und unter menschenunwürdigen Verhältnissen. 725 Todesfälle sind dokumentiert, die Dunkelziffer dürfte aber wesentlich höher liegen.

„Was wir hier gefunden haben, dokumentiert das Leiden unzähliger Menschen“, sagte Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut anlässlich der Unterschutzstellung. „Diese archäologischen Funde dokumentieren die menschenverachtende Brutalität des NS-Staates auch für kommende Generationen. Sie sind unscheinbar, besitzen aber hohen wissenschaftlichen und historischen Aussagewert.“

Auf dieser Fläche in Blankenfelde befand ich das frühere Ostarbeiterlager. | Foto: Bezirksamt Pankow
Christine Raiser-Süchting, Frauke Stolting, Monika Neumann und Ilona Nack vom „Runden Tisch Lager Blankenfelde“ erforschten seit 2009 gemeinsam mit Pankower Schülern die Geschichte des Sammellagers für arbeitsunfähige Ostarbeiter. Dafür wurden sie vor fünf Jahren auch mit dem Ehrenamtspreis des Bezirks Pankow ausgezeichnet. Jetzt wurden die Reste des Sammellagers als Bodendenkmal unter Schutz gestellt. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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