Autofahrer entdecken Blankenfelder Straßen für sich
Das bewog Waldtraud Dalhoff, sich an die Berliner Woche zu wenden. Der Reporter sollte sich mal ein Bild vor Ort machen. Die Buchholzer Straße geht von der Berliner Straße ab. Sie hat eine recht schmale Fahrbahn. Und ein Gehweg? Fehlanzeige. So muss sich der Besucher am linken Fahrbahnrand zum Grundstück der Dahlhoffs vorarbeiten. Neben ihm rauschen die Autos vorbei. Eigentlich gilt auf der Buchholzer Tempo 30. Nur wenige scheinen sich daran zu halten. Waldtraud Dalhoff öffnet das Gartentor. Die 74-jährige lebt seit ihrer Geburt auf dem Grundstück. Auch viele ihrer Nachbarn wohnen schon ewig hier, sagt sie. Derweil rollt der Verkehr ununterbrochen. Sogar Lkw poltern über die schmale Straße. Dabei hat das Bezirksamt an der Einfahrt von der Berliner Straße extra ein Durchfahrtsverbotsschild für Lkw anbringen lassen. Etliche Brummifahrer ignorieren es einfach.
Waldtraud Dalhoff lebt gern in Blankenfelde. An der Grenze zu Brandenburg war es immer sehr ruhig und beschaulich. Dass in den vergangenen Jahren der Verkehr auf den Hauptstraßen im Ortskern zunahm, dafür hat sie Verständnis. Seit dem Mauerfall fahren auch viele Menschen aus Reinickendorf über Blankenfelder Straßen ins Land Brandenburg oder in Richtung Pankow. Trotzdem blieb es auch in den vergangenen beiden Jahrzehnten auf der Buchholzer Straße relativ ruhig. Seit März dieses Jahres sieht das aber ganz anders aus. "Da rollt der Verkehr, als würde jemand morgens um fünf Uhr eine Schleuse öffnen. Und dann geht das ohne Unterbrechung bis 22 Uhr so weiter", so Waldtraud Dalhoff.
Das bestätigt auch Nachbar Joachim Tinius. "Wir können kaum noch die Fenster zur Straße öffnen. Es ist den ganzen Tag viel zu laut", sagt er. Aber nicht nur der gestiegene Lärmpegel beunruhigt die Anwohner. Die Buchholzer Straße wird von vielen Radfahrern benutzt. Auch Kinder, die zur Grundschule müssen, radeln dort lang. Das wird immer gefährlicher.
Warum plötzlich so viele Autos durch die Buchholzer Straße fahren, können sich die Anwohner bis heute nicht erklären. Der zuständige Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen): "Die Stadt wächst immer weiter nach außen. Das bekommt jetzt auch Blankenfelde zu spüren. Sie wohnen nicht mehr in einem ruhigen Randgebiet." Die Bewohner neuer Siedlungen erledigen ihre Wege in der Regel mit dem Auto. Sie suchen und finden neue Wege, auf denen sie rascher und ihrer Meinung nach bequemer vorankommen. Um den Verkehr in Blankenfelde zu regulieren, hatte das Bezirksamt bereits einiges in die Wege geleitet, so der Stadtrat. Dass die Berliner Straße zur Einbahnstraße wurde, es Lkw verboten ist, durch die Buchholzer Straße zu fahren, und auf dieser Straße Tempo 30 gilt, das alles wurde ganz bewusst angeordnet. Nur leider werden diese Anordnungen offenbar immer wieder missachtet.
Das Verkehrsaufkommen selbst könne aber nicht weiter reguliert werden. Straßen sind nun einmal dazu da, um von Autos benutzt zu werden. Allerdings verspricht der Stadtrat, sich noch einmal das Thema Verkehrssicherheit für Radfahrer und Schulkinder anzusehen. Der Schulweg muss sicher sein. Mit dem Verkehrslärm müssen die Anwohner der Buchholzer Straße wohl erst einmal weiter leben. Denn ein Patentrezept hat auch der Stadtrat nicht.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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