Unberührte Natur zerstört
Am Kiessee Arkenberge wurde Lebensraum platt gemacht
Als Naturfotograf Jürgen Erdmann davon erfuhr, konnte er es zunächst nicht glauben. Wurde hier wirklich rücksichtslos Natur zerstört? Er fuhr nach Arkenberge, dort, wo sich auch das Landschaftsschutzgebiet befindet. Und traute seinen Augen nicht.
Eine etwa 500 mal 100 Meter große Fläche mit Wiesen- und Strauchbewuchs nördlich des Kiessees wurde dort planiert. Hier hatten geschützte Tierarten ihren Lebensraum. Das weiß Jürgen Erdmann nur zu gut. Er ist häufig in diesem Gebiet unterwegs, unter anderem um Vögel und Eidechsen zu fotografieren. Und nun hat schwere Technik deren Lebensraum zerstört.
Die Fläche gehört der Heim-Gruppe. Diese plant seit einigen Jahren, das Gebiet rund um die frühere, seit Jahren stillgelegte Deponie in Arkenberge aufzuwerten. Unter anderem waren Freizeit- und Bildungsangebote und sogar ein Bungalowdorf geplant. Doch bislang kam es zu keiner Einigung mit dem Bezirksamt. Deshalb ist von der Eigentümerin geplant, noch 2023 ein "naturnahes Konzept" für dieses Gebiet vorzulegen.
Bezirksamt verhängte Baustopp
Nachdem Jürgen Erdmann die gerodete Fläche gesehen hatte, informierte er sofort das Bezirksamt. Dort hatten sich bereits mehrere Bürger gemeldet. Er erfuhr, dass das Bezirksamt bereits einen Baustopp verhängt hat. Das bestätigt auf Nachfrage auch eine Sprecherin von Manuela Anders-Granitzki (CDU), Stadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum. Alle weiteren Eingriffe in die Natur wurden untersagt.
Der Eigentümer teilte auf Nachfrage mit, dass Verkehrssicherungsmaßnahmen und Landschaftspflegemaßnahmen durchgeführt wurden, berichtet Anders-Granitzkis Sprecherin weiter. Diese seien planmäßig unter anderem auf Grundlage der aktuellen Biotopkarte zum Pflege- und Entwicklungsplan des benachbarten LSG vorgenommen worden. Mit dem Bezirksamt waren allerdings keine Pflegemaßnahmen abgestimmt worden und es wurden auch keine Anträge auf Genehmigung der Eingriffe gestellt.
Eigentümer gibt "Pflegemaßnahmen" an
Im Rahmen einer ersten Flächenbegehung wurde durch das Umwelt- und Naturschutzamt eine gesetzlich verbotene Zerstörung der Vegetationsdecke festgestellt, so die Sprecherin der Ordnungsstadträtin. Unter anderem wurden heimische Gehölzarten wie Hartriegel oder Hundsrose entfernt und Lebensstätten streng geschützter Tierarten zerstört. Die Angabe des Eigentümers, dass es sich um Pflege- oder Verkehrssicherungsmaßnahmen gehandelt habe, konnte bei der Begehung nicht nachvollzogen werden, heißt es aus dem Amt.
Festgestellt wurde, dass auf der Fläche geschätzt etwa 70 bis 80 Prozent der Vegetation zerstört wurden. Die Größe des Schadens für den Artenschutz bei den besonders streng geschützten Arten nach Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes müsse noch geprüft werden, so Anders-Granitzkis Sprecherin.
Doch welche Konsequenzen hat diese Zerstörung der Natur? Die Eingriffe fanden außerhalb des Landschaftsschutzgebietes statt, jedoch in einem für den Biotop- und Artenschutz besonders sensiblen Bereich, bedauert man im Umwelt- und Naturschutzamt. Es gebe in diesem Bereich geschützte Vogelarten, welche am Kiessee Arkenberge ihr Brutrevier haben. Es werde deshalb nach Abschluss der Prüfung vermutlich ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Daneben wird der Anfangsverdacht einer Straftat geprüft. Da die Beurteilung des Schadens noch nicht abgeschlossen ist, könne aktuell noch keine Aussage über die Auflagen zur Wiederherstellung der wertvollen Strukturen gemacht werden, so die Sprecherin der Stadträtin weiter.
Der Berliner Bundestagsabgeordnete sowie Umwelt- und Klimapolitiker Helmut Kleebank (SPD) fordert indes die gründliche Aufklärung der Vorgänge am Kiessee Arkenberge und eine Renaturierung des Gebietes sowie einen umfassenden Schutz der Fläche. „Ich bin entsetzt über die offensichtliche Dreistigkeit und kriminelle Energie, mit der in Arkenberge vorgegangen wurde“, erklärt Helmut Kleebank. „Offenbar wird versucht, ohne jede Rechtsgrundlage durch die Zerstörung der Natur Fakten zu schaffen. Ein solches Verhalten muss mit allen Mitteln des Rechts und der Politik bekämpft werden. Es darf sich für den Verursacher auf keinen Fall lohnen“, so Kleebank weiter.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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