100 Jahre Groß-Berlin
Die „Kloake“ Berlins: Am Stadtrand wurden fast 100 Jahre lang die Abwasser der Stadt verrieselt
Sie waren die „Abwassergruben“ der Stadt Berlin: die Rieselfelder in Buch und Blankenfelde.
Vor der Bildung Groß-Berlins gehörten der Stadt Flächen im nördlichen Umland. Dazu gehörten auch große zusammenhängende Gebiete unweit von Buch und Blankenfelde. Dort legte die Stadt Rieselfelder an. Auf diesen versickerten ab dem Ende des 19. Jahrhunderts die Abwasser, die in der Stadt Berlin gesammelt wurden. Bis dahin landeten sie noch irgendwo im Stadtgebiet. Das hatte zur Folge, dass sich immer wieder Seuchen ausbreiteten. Deshalb griff der Planer James Hobrecht seinerzeit die Initiative des Arztes Rudolf Virchow auf und begann, das Berliner Abwassersystem aufzubauen. Das Rieselfeldsystem in Buch entstand 1878, das in Blankenfelde 1893.
Über ein Rohrsystem floss das Abwasser aus der Stadt hinaus bis zu Auslassschiebern. Rieselwärter öffneten dann regelmäßig diese Schieber und befüllten sogenannte Absetzbecken. In diesen setzten sich zunächst alle festen Bestandteile ab. Was sich dort ansammelte, wurde später von der Landwirtschaft als Dünger benutzt. Das vorgeklärte Wasser ist dann über weitere Stufen mittels Drainage auf umliegenden Flächen verrrieselt worden. Das gereinigte Wasser gelangte weiter über Gräben in die Panke und über diese schließlich in der Spree.
Mit der Eingemeindung von Buch und Blankenfelde nach Groß-Berlin gehörten die Rieselfelder ab 1920 zum neugebildeten Stadtbezirk Pankow. Dieses gut durchdachte System der Abwassereinigung war bis Mitte der 1980er-Jahre in Buch und Blankenfelde in Betrieb. Erst als die Stadt moderne Klärwerke wie in Schönerlinde bauen ließ, wurde die Verrieselung eingestellt. Seit den 1990er-Jahren kümmern sich Senat und Berliner Forsten darum, die Rieselfelder ökologisch zu renaturieren.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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