Die schönen Hosen von Hiddensee: Der Kunstschmied Fritz Kühn (1910-1967) hinterließ viele Fotos

Sohn Achim Kühn mit der Rolleiflex seines Vaters, dahinter ein Porträt von Fritz Kühn. | Foto: Ralf Drescher
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  • Sohn Achim Kühn mit der Rolleiflex seines Vaters, dahinter ein Porträt von Fritz Kühn.
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Bohnsdorf. Bis zu seinem Tod vor 50 Jahren schwang der Kunstschmied Fritz Kühn in der Bohnsdorfer Werkstatt den Schmiedehammer, fertigte unter anderem das A-Portal der Stadtbibliothek und den Brunnen am Strausberger Platz. Eine Ausstellung zum 50. Todestag zeigt, dass der bekannte Kunstschmied auch als Fotograf aktiv war.

Das fotografische Werk des Künstlers ist bisher nur wenig erschlossen. Für die Ausstellung „Die schönen Hosen – der Fotograf Fritz Kühn“ durften die Kuratoren tiefen Einblick in das Familienarchiv nehmen. Die Bilder, viele wurden vor über einem halben Jahrhundert noch selbst von Fritz Kühn in der hauseigenen Dunkelkammer vergrößert, zeigen seine professionelle Arbeitsweise auch als Fotograf.

Fast alle fotografierte Kühn mit einer Mittelformatkamera Rolleiflex, ausgewählte Motive wie Details von Schmiedearbeiten wurden auch mit der Großformat-Plattenkamera abgelichtet.

Die Rolleiflex reiste mit Kühn immer mit. Zur Weltausstellung nach Brüssel, wo er eine Plastik in Form eines Brustkorbs für den deutschen Pavillon gestaltet hatte, oder zu einer privaten Urlaubsreise nach Venedig noch vor dem Mauerbau.

Anfang der 50er-Jahre weilte Fritz Kühn mit seiner Familie mehrfach auf der Ostseeinsel Hiddensee. „Ich musste meinen Vater beim Fotografieren unterstützen, unter anderem mit meinem Körper für Schatten sorgen“, erinnert sich Sohn Achim Kühn. Auf Hiddensee entstand 1953 auch die Aufnahme, die der Ausstellung den Namen gab. Neben einem der Fischerhäuser flattern die Hosen der Dorfbewohner im Seewind. Abgelichtet wurden aber auch Bewohner von Vitte, darunter Fischerfrauen und die Kinder der Familien.

Fotografiert hat Fritz Kühn rund 40 Jahre lang. Aus seiner Jugend ist ein Selbstporträt überliefert, welches ihn ratlos und voller Sorgen zeigt, der Titel ist „Arbeitslos“. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzipierte und gestaltete Fritz Kühn neben seiner Arbeit als Metallkünstler sechs Fotobücher, darunter „Aus meiner Gräsermappe“ und „Gottes harte Herrlichkeit“ zum Kirchentag 1961. Kühns Bücher sind nur mit viel Glück antiquarisch zu bekommen.

Die Ausstellung in der Fotogalerie Friedrichshain, Helsingforser Platz 1 (Nähe S-Bahnhof Warschauer Straße) ist noch bis 10. November zu sehen, der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten sind Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend von 14 bis 18 Uhr, Donnerstag von 10 bis 20 Uhr. Am 19. Oktober läuft um 19 Uhr der Film „Lebendes Eisen“ von 1954 und am 10. November um 19 Uhr liest Kühns Schwiegertochter Helgard Kühn aus Büchern von Fritz Kühn. RD

Infos unter  296 16 84 oder www.fotogalerie.berlin .

Hier sehen Sie ein Interview mit Sohn Achim Kühn:

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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