Fritz Niedergesäß kandidiert für den Bundestag
In seinem Bohnsdorfer Kiez an der Waltersdorfer Straße, in dem er seit 40 Jahren lebt, kennen ihn fast alle Nachbarn. Unter Bauleuten ist der Bauingenieur im Ruhestand ebenfalls gut bekannt. In seiner Zeit im Abgeordnetenhaus galt er als ausgewiesener Experte. Jetzt wurde er von der CDU-Kreisdelegiertenversammlung als Kandidat für die Bundestagswahl bestätigt - mit 20 Ja- und fünf Neinstimmen. "Der Rückzug Kortes im Januar hatte uns total überrascht. Ich habe mich persönlich monatelang um Ersatz bemüht, aber keiner wollte in die Bresche springen", erzählt Fritz Niedergesäß. Mehrere Parteimitglieder hätten ihn immer wieder gedrängt, selbst zur Wahl anzutreten. "Nach reiflicher Überlegung und kurzem Gespräch mit meiner Frau habe ich mich darauf eingelassen", sagt der vierfache Großvater. Der Unterstützung von Monika Niedergesäß kann er sich dabei ganz sicher sein. Sie sitzt selbst als Mitglied der Seniorenvertretung im BVV-Ausschuss für Stadtplanung und Tiefbau. Auch sein Sohn, der mit der Familie in der nahen Tuschkastensiedlung wohnt, und seine Tochter, die mit ihrer Familie in Sachsen lebt, haben Hilfe zugesagt.
Der 73-Jährige, der in der DDR beim Autobahnbaukombinat und später bei dessen Nachfolgern gearbeitet hat, ist fest mit dem Bezirk verwurzelt. Niedergesäß stammt aus der Gegend bei Luckau, kam aber gleich nach dem Studium nach Berlin. "Und zwar 1964 zum Bau der Elsenbrücke am S-Bahnhof Treptower Park", erinnert er sich.
Auch wenn seine Kandidatur zum direkten Kräftemessen mit Matthias Schmidt (SPD) und Gregor Gysi (Die Linke) führen wird, will er sein Engagement nicht auf Personen reduzieren. "Ich trete nicht gegen Gysi, sondern für die CDU an", sagt Fritz Niedergesäß.
Das Zeug dazu könnte er haben. Im Gegensatz zu Gregor Gysi, der im Bezirk zwar ein Wahlkreisbüro unterhält, sonst aber Weltpolitik macht, ist Fritz Niedergesäß immer bodenständig geblieben. Er saß 1990 in der letzten Stadtverordnetenversammlung der DDR-Hauptstadt, danach bis 2006 im Abgeordnetenhaus. Seit 1991 war er mit Unterbrechungen Vize-Kreisvorsitzender der CDU. Besonders angetan haben es ihm Verkehrsprobleme und ihre Lösungen. "Es gab bereits in der DDR Vorschläge, in Spindlersfeld eine Spreebrücke zu bauen. Die haben wir gleich nach der Wende im Flächennutzungsplan eingebracht, inzwischen wurde die Verbindung als TVO realisiert", sagt Niedergesäß.
Andere Planungen wurden bisher nicht realisiert, darunter eine Dahmebrücke zwischen Grünau und Wendenschloß. Für die Köpenicker Altstadt wünscht sich der CDU-Politiker aber noch eine bessere Verkehrsanbindung. "Da gab es bis vor 20 Jahren Pläne, die S-Bahn von Spindlersfeld unterirdisch bis zum Köpenicker Krankenhaus zu führen. Vielleicht realisieren dass einmal unsere Kinder", meint Niedergesäß.
Jetzt kommt aber erst einmal der Wahlkampf. An ersten Gesprächsrunden mit den Konkurrenten Schmidt und Gysi hat er bereits teilgenommen, ab Mitte August geht es in die heiße Phase. "Dann gehe ich zwischen Alt-Treptow und Hessenwinkel Klinken putzen", verspricht Fritz Niedergesäß.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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