Problem ist oft die Schufa
"Heim im Kiez" gibt Familien ohne Wohnung vorübergehend eine Unterkunft
„Heim im Kiez“ heißt die Unterkunft für wohnungslose Menschen an der Dahmestraße. Mitarbeiter des Unionhilfswerks betreuen hier seit Anfang 2017 insgesamt 82 Personen.
Wenn Leiter Ralf Schönberner von seinen Bewohnern spricht, zeichnet er ein anderes Bild als das eines Klischee-Obdachlosen. „Immer mehr Familien mit Kindern verlieren ihren Wohnraum und sind von Obdachlosigkeit bedroht“, sagt er. Von den 82 Personen, die im „Heim im Kiez“ leben, sind 17 minderjährig. Dies sei eine neue Qualität des Problems Wohnungslosigkeit und eine besondere Herausforderung für sein Team. Zusätzlich zur Sozialarbeit, Sicherheit und Verwaltung des Hauses und seiner Bewohner kümmern sich seine sieben Mitarbeiter auch um die speziellen Bedürfnisse der Jüngeren.
Die Gründe für den Verlust vom Wohnraum unterscheiden sich aber auch bei Familien nicht deutlich von den üblichen: Schicksalsschläge wie Jobverluste oder Scheidung, manchmal auch gesundheitliche Probleme und daraus resultierende finanzielle Schwierigkeiten. Teilweise sind es aber auch Eigenbedarfsanmeldungen der Vermieter.
Für fast alle Bewohner ist es aufgrund einer nachteiligen Schufa-Auskunft so gut wie unmöglich, auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt eine neue Bleibe zu finden. Hinzu kommen Schwierigkeiten für größere Familien mit geringem Einkommen, die die steigenden Mieten einfach nicht bezahlen können. Nach einer Prüfung der persönlichen Notsituation durch das Sozialamt bekommen von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen einen Unterkunftsplatz zugewiesen. Wie beispielsweise ein Einzel- oder Doppelzimmer im "Heim im Kiez", das so lange ihr neues Zuhause bleibt, bis sie wieder eine eigene Wohnung finden. Familien verteilen sich hier auch auf mehrere Zimmer, da diese Platz für maximal drei Personen bieten. Bad und Küche werden gemeinschaftlich genutzt, es gibt einen Aufenthaltsraum und einen kleinen Außenbereich mit ein paar Spielgeräten. Zusätzlich können Bewohner und Mitarbeiter der Unterkunft auch die Räume des anliegenden Kiezklubs oder der Kulturküche nutzen, die untereinander gut vernetzt sind.
Gute Kontakte entstanden seit der Eröffnung im Januar 2017 auch schnell zum Freiwilligenzentrum Sternenfischer, mit dem ein wöchentlicher Bastelnachmittag für die Kinder organisiert wurde. Besonderes Engagement zeigte auch die Bezirksvorsitzende des Unionhilfswerks Tempelhof-Schöneberg, Hannelore Treutler, die einen Spendenaufruf für die Weihnachtsfeier am 13. Dezember startete, um Bastelmaterialien und kleine Geschenke für die Kinder finanzieren zu können.
Spenden aus Haushalten werden nach wie vor gern entgegengenommen, da die Betreiber der Unterkunft nur eine Erstausstattung zur Verfügung stellen können. Laut Ralf Schönberner freuen sich die Bewohner besonders über Küchenutensilien wie Geschirr, Besteck, Töpfe und Pfannen.
Autor:Luise Giggel aus Wedding |
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