Aus der Backstube in die Schmiede
Umschüler Dimitri Prukowski geht bei bekanntem Kunstschmied in die Lehre
Seit über einem Jahr ist nicht die Backstube, sondern die Bohnsdorfer Schmiede von Achim Kühn das Revier von Dimitri Prukowski (32). Der Bäckergeselle ist dabei, den Beruf zu wechseln und Kunstschmied zu werden.
„Ich habe zehn Jahre als Bäcker gearbeitet. Das ist mir gesundheitlich nicht bekommen, nach Jahren und vielen Tests stellte sich heraus, das ich eine Mehlstauballergie habe und dadurch unter Bäckerasthma litt“, erzählt der 32-Jährige. Nachdem er ein ärztliches Attest in den Händen hatte, konnte er sich um eine Umschulung bemühen.
Vor zwei Jahren war Dimitri Prukowski in der Werkstatt von Achim Kühn, weil er ein paar besondere Metallteile brauchte. „Da kam ich mit dem Meister ins Gespräch und Achim Kühn hat mir spontan ein Praktikum angeboten“, erinnert er sich. Da dem Bäcker das Schmiedehandwerk zugesagt hat, und es auch gesundheitlich keine Probleme gab, hat Achim Kühn nach vielen Jahren nun wieder einen Lehrling. „Dimitri hat sich von Anfang an gut in der praktischen Ausbildung gemacht“, sagt er.
Gerade arbeitet Dimitri Prukowski gemeinsam mit Tobias Kühn, ebenfalls Kunstschmied und Sohn von Achim Kühn. Und der hat einen Auftrag der Stadtverwaltung Rostock, für einen Park eine Reihe von sogenannten Fritz-Kühn-Bänken herzustellen. Die werden nach originalen Entwürfen des Firmengründers (1910-1967) aus den 60er-Jahren gefertigt. Dafür wird eine Stahlschiene im Schmiedefeuer auf rund 1000 Grad erhitzt. Dann kommt das rotglühende Metall in eine Lehre, Dimitri Prukowski greift zu einem Hebel und biegt die Schiene in die gewünschte Form. Dann wird abgekühlt, die zweite Biegestelle ebenfalls im Feuer erhitzt und der Vorgang wiederholt. Immer wieder kontrolliert Tobias Kühn das Ergebnis: „Die Bank soll ja später nicht krumm und schief werden, dafür ist genaues Arbeiten Voraussetzung“.
Jeden Monat geht es für den Umschüler für eine Woche zum Theorieunterricht in die Hans-Böckler-Schule in der Kreuzberger Lobeckstraße. Dann folgen wieder drei Wochen Praxis am Bohnsdorfer Schmiedefeuer.
In den letzten Monaten hat Dimitri Prukowski bereits an mehreren interessanten Projekten mitgearbeitet, darunter an der Restaurierung der A's der Berliner Stadtbibliothek und an der Überarbeitung einer Grabstellenplastik für den Waldfriedhof Oberschöneweide. „So sehr unterscheidet sich ja die Arbeit in der Backstube nicht von der am Schmiedefeuer. An beiden Stellen muss man gut aufpassen, dass man sich nicht verbrennt“, meint Dimitri Prukowski.
Der sitzt jetzt bereits an Entwürfen für sein Gesellenstück. Wenn alles gut geht, gibt es im Februar 2019 den Gesellenbrief. Dann ist Dimitri Prukowski Metallgestalter. Mit einigen potenziellen Arbeitgebern hat er inzwischen schon Gespräche geführt.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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