Schlafender Riese ist erwacht: Gesprächsrunde zum Wirtschaftsstandort Reinickendorf
Reinickendorf. Der vormals „schlafende Riese“ präsentiert sich nunmehr hellwach. So lautete das Fazit einer Diskussionsrunde zum Wirtschaftsstandort Reinickendorf am 18. Februar in Waidmannslust.
Wer einen Schlagabtausch erwartet hatte, wurde enttäuscht. So unterschiedlich ihre Parteibücher – so einig waren sich die Politiker: Wirtschaftsstadtrat Uwe Brockhausen (SPD), der CDU-Abgeordnete Jürn Jakob Schultze-Bernd und der grüne Bezirksverordnete Hinrich Westerkamp stellten im Gespräch einvernehmlich fest, dass Reinickendorf die Zeiten des Vor-sich-hin-Schlummerns überwunden und nicht zuletzt als Wirtschaftsstandort großes Potenzial hat.
Mit 9000 angesiedelten Firmen brauche sich der Bezirk nicht zu verstecken, so Stadtrat Brockhausen – obwohl oder gerade weil es sich bei vielen um Klein- und mittelständische Unternehmen handle. CDU-Wirtschaftsexperte Schultze-Bernd pflichtete ihm bei, richtete allerdings einige kritische Worte an die Senats-Adresse. „Leider können wir den Unternehmen, die expandieren wollen, weder Immobilien noch Grundstücke anbieten. Denn die befinden sich in Landeshand“, so der Abgeordnete. „Wenn wir nicht wollen, dass die Industrie aufgrund von Platzmangel nach Brandenburg abwandert, brauchen wir eigene Liegenschaften.“
Weil in einem Gespräch über bezirkliche Wirtschaftsprojekte das Thema Nachnutzung des Flughafens Tegel nicht fehlen kann, äußerte sich Hinrich Westerkamp zu den Zukunftsplänen für das Areal: „Die Grünen stehen hinter dem Masterplan für Tegel. Bei den umfangreichen Wohnungsbauvorhaben im Ortsteil brauchen wir hier auch möglichst viele neue Arbeitsplätze.“ Ferner müsse auch der Bezirk auf den Wegfall Tausender Stellen reagieren, die mit der Digitalisierung – zum Beispiel in den Arbeitsmarktbereichen Administration und Dienstleistung – einher gingen.
Nicht zuletzt beschäftigte auch das Thema Zuwanderung die Wirtschaftsexperten. „Ich stelle bei den Unternehmen ein großes Interesse an den geflüchteten Menschen fest“, berichtete Uwe Brockhausen. „Der demografische Wandel sorgt ja unter anderem dafür, dass immer mehr Fachkräfte fehlen. Es gibt bei den Frauen und Männern, die hier ankommen, sicherlich ein großes Potenzial – natürlich müssen sie geschult und qualifiziert werden. Dafür sollte der Staat zügig sorgen.“ bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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