Große Pläne für das Rias-Gelände
1000 Wohnungen, 1000 Arbeitsplätze - neues Quartier entsteht am Buckower Damm
Im Jahre 2015 wurde der letzte Sendemast gesprengt. Seitdem liegt das ehemalige Rias-Gelände an der Ecke Britzer Damm und Tempelhofer Weg brach. Nun plant die Rias/Gewobag Projektentwicklung Britzer Damm GmbH, dort gut 1000 Wohnungen und 1000 Arbeitsplätze zu schaffen.
Mitte Juni konnten sich Interessierte auf dem Gutshof Britz über das Vorhaben informieren. Bei der Projektentwicklungsgesellschaft handelt es sich um einen Zusammenschluss von privaten Unternehmen mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Alexander Hilbich, einer der Geschäftsführer, erklärte, dass im Norden des neun Hektar großen Grundstücks Produktionsstätten für die angrenzende Firma ASML gebaut werden sollen. Sie hat Ende 2020 Berlin Glas übernommen und stellt Druckmaschinen für Computerchips her. „Hier wird ganz dringend mehr Platz für Arbeitskräfte im Hochtechnologiesektor gebraucht, es soll eine Art Campus entstehen“, so Hilbich.
Südlich davon sind zwei Wohnfelder geplant. 30 Prozent der Wohnungen werden preisgebunden und für eine Quadratmetermiete von 6,60 Euro (kalt) zu haben sein. Auch an altersgerechtes Wohnen sei gedacht, ebenso an eine Kita. Über die Höhe der Bebauung sagte Architekt Ekkehart Keintzel: „Im Durchschnitt werden die Häuser sieben Geschosse haben, die beiden höchsten 15, die niedrigsten, die am Rand stehen, fünf Geschosse.“ Untereinander sollen die beiden Wohngebiete keine Straßenverbindung haben, das eine wird vom Britzer Damm aus erschlossen, das andere vom Tempelhofer Weg.
Das Viertel solle möglichst verkehrsarm sein. Für genügend Autostellplätze werde gesorgt, erklärte Hilbich. „Wir wollen nicht, dass die Mieter außerhalb des Gebiets parken, aber wir wollen auch nicht, dass von außen Verkehr hineinkommt.“ Deshalb sei auch kein großer Discounter geplant, der Menschen anzieht, sondern nur ein kleinerer Lebensmittelversorger.
Rund ein Drittel der Fläche bleibe der Natur überlassen und selbst für die künftigen Bewohner tabu. Denkbar sei aber ein Holzsteg, der ins Grüne führe, so Hilbich. Völlig unberührt von den Planungen bleiben die Alfred-Nobel-Schule, die Kleingartenanlage Rosenecke, der Brandpfuhl und der Große Ecker-Pfuhl.
Unterlagen liegen aus
Viele haben das abgesperrte Gelände noch nie betreten, nun sollen an der Ecke Britzer Damm und Tempelhofer Weg neue Wohnungen und Arbeitsplätze entstehen. Für alle Bürger ist es möglich, zu dem Vorhaben Stellung zu nehmen. Derzeit liegt der Bebauungsplanentwurf im Neuköllner Rathaus, Karl-Marx-Straße 83, aus.
„Die Projektentwicklungsgesellschaft plant seit einem Jahr für das Gelände, wir aber schon viel länger“, sagt Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen). Nicht immer sei die Beschäftigung mit dem Areal erfreulich gewesen. Im Jahre 2017 verkaufte das Deutschlandradio, Nachfolger des amerikanischen Senders Rias, das Gelände an einen Investor. Doch bald darauf gab es Ärger mit dem Bezirksamt, denn der Eigentümer rodete ohne Genehmigung einen Teil der Bäume und Gehölze. „Er hat sich nicht besonders glücklich verhalten“, formuliert es Biedermann vorsichtig. Es folgte ein zweiter Verkauf, bis das Grundstück 2021 an die heutigen Eigentümer fiel.
Diese rechnen damit, dass sie frühestens in zwei Jahren eine Baugenehmigung erhalten. Dann soll möglichst schnell mit der Errichtung der Gebäude für die Firma ASML begonnen werden, damit das Ensemble möglichst 2025 fertig ist. Die Wohnungen könnten dann Schritt für Schritt bis zum Jahre 2028 gebaut und bezogen werden.
Öffnungszeiten und Kontakt
Wer mehr wissen möchte: Der Bebauungsplanentwurf ist bis einschließlich Freitag, 8. Juli, im Rathauszimmer N 7013 (Neubau) ausgelegt. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 8.30 bis 16.30 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 15.30 Uhr. Im Internet ist der Entwurf unter berlin.de/bebauungsplaene-neukoelln abrufbar. Weitere Auskünfte gibt es unter Tel. 902 39 24 21 und über den E-Mail-Kontakt stadtplanung@bezirksamt-neukoelln.de.
Jochen Biedermann appelliert an alle Bürger, von ihrem Beteiligungsrecht Gebrauch zu machen, Ideen, Kritik und Wünsche zu äußern. „Zu diesem frühen Zeitpunkt besteht noch die echte Möglichkeit, Einfluss zu nehmen“, sagt er.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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