Sehr emotional oder ganz nüchtern
Acht Zeitzeugen erinnern sich an ihre Kindheit im kriegszerstörten Berlin
„Neuköllner Kriegskinder“ ist der Titel der neuen Ausstellung im Museum Neukölln, Alt-Britz 81. Acht Zeitzeugen berichten von ihren Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach. Die Eröffnung wird am 10. Januar um 19 Uhr gefeiert.
Die Besucher erwartet eine Videoinstallation der Medienkünstlerin Ina Rommee. In Zusammenarbeit mit dem Fotografen und Kameramann Stefan Krauss hat sie über mehrere Jahre Menschen interviewt, die 1945 zwischen vier und 17 Jahre alt waren. Einige erzählen sehr emotional, andere auch erschreckend nüchtern, was sie als Kinder oder Jugendliche in Berlin erlebt haben. Ihre Schilderungen reichen von detaillierten Erinnerungen bis zu ganz persönlichen Empfindungen, die sie mit Kriegserlebnissen in Verbindung bringen.
Ina Rommee hat in ihrer Installation die drei Frauen und fünf Männer nebeneinander angeordnet, wie an einem Konferenztisch. So entsteht für den Betrachter das Gefühl, mittendrin zu sein. Er hört immer nur Ausschnitte aus den einzelnen Lebensgeschichten, doch dank der Montage ergibt sich eine gemeinsame Erzählung. Und es geht nicht nur um die Vergangenheit: Unter anderem nehmen die Senioren auch zu den Flüchtlingen aus den heutigen Kriegsgebieten und zur politischen Situation Stellung.
Im Rahmen der Ausstellung gibt es zwei Veranstaltungen: am 16. Januar um 19 Uhr liest Géraldine Schwarz aus ihrem Buch „Die Gedächtnislosen. Erinnerungen einer Europäerin“. Die deutsch-französische Journalistin berichtet darin von ihrem Großvater, der eine Firma durch „Arisierung“, also Enteignung von Juden, erwarb. Sie beleuchtet die Rolle ihrer Familie in der Zeit des Nationalsozialismus und den Umgang mit der Vergangenheit in Frankreich und Deutschland. Am 26. Januar um 11.30 Uhr wird zum ersten Mal der Film „Kinder der Blockade“ von Ina Rommee und Stefan Krauss vorgeführt. Neun Überlebende der Leningrader Blockade (September 1942 bis Januar 1944) kommen darin zu Wort. Der knapp einstündige Film wird im Original mit Untertiteln gezeigt. Danach gibt es eine Diskussion mit den Regisseuren, dem Historiker Jörg Echternkamp und der Zeitzeugin Natalja Jahn.
Die Ausstellung ist bis zum 5. April täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Zugang ist barrierefrei. Eintritt frei. Infos unter www.museum-neukoelln.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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