Bau mit Wahrzeichen: Die Geschichte der Britzer „Löwenhäuser“
Bevor die Bewohner die Stufen zu ihrer Haustür an der Hannemannstraße 34 erklimmen, schreiten sie über ein großes Mosaik, das in das Pflaster eingelassen ist. Es zeigt einen Löwen. Was hat es damit auf sich?
Das Eckhaus ist der zentrale Teil eines prächtigen Ensembles, das sich zwischen Pintschallee, Am Mickelbruch und der Hannemannstraße erstreckt. Zwischen 1910 und 1913 ließ es der bekannte Bildhauer und Stuckateur Georg Behnke errichten. Zu seiner Zeit war es mit seinen zwölf Aufgängen die größte Wohnanlage in Britz.
Das Grundstück kaufte Behnke dem Unternehmer Franz Körner ab, der an der Blaschkoallee eine seiner Kiesgruben betrieben hatte. Die war inzwischen zum Großteil verfüllt, die Hannemannstraße konnte angelegt werden, denn nun gab es Platz für Wohnhäuser. Floss bei diesem Eigentümerwechsel Geld, verschenkte Körner zur selben Zeit eine weitere Kiesgrube, nämlich an die benachbarte Stadt Rixdorf. Seine einzige Bedingung: Auf dem Gelände sollte eine Grünanlage angelegt wurde, die nach ihm zu benennen war – die Geburtsstunde des Körnerparks.
Doch zurück nach Britz: Behnkes Sohn Paul hatte die Idee, den Eckbau mit einem einen 3,5 Meter hohen Löwen zu krönen. Die Bauverwaltung war damals angeblich nicht begeistert von dem Vorhaben. Sie monierte, der König der Tiere strecke in Wahrheit seinen Schwanz nie auf diese Weise in die Höhe. Verwirklicht wurde die Skulptur trotzdem. Fortan sprachen die Britzer von den „Löwenhäusern“.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Wohnanlage weitgehend unbeschädigt. Der Löwe, gefertigt aus Zementmörtel, bröckelte allerdings vor sich hin. Im Winter 1974/75 wurde er wegen Baufälligkeit abgetragen. Zum 100. Geburtstag des Ensembles besann sich das Neuköllner Bezirksamt jedoch auf das tierische Wahrzeichen. Im Juli 2010 schufen Auszubildende des Naturschutz- und Grünflächenamts das Mosaik eines aufrechten Löwen.
Bis vor wenigen Jahren erinnerte übrigens auch der „Britzer Löwe“, ein Lokal im Haus Hannemannstraße 34, an die Geschichte. Es ist inzwischen geschlossen, aber es gibt immerhin einen gastronomischen Nachfolger. Dieser ist ebenfalls nach einem Vertreter aus dem Tierreich benannt, allerdings nicht so imposant und zudem nur zweibeinig: der „Gallo Nero“, der Schwarze Hahn.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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